Die Männer gehörten der von der Hamas-Regierung gebildeten Hilfspolizei sowie den „Brigaden Ezzedin al-Kassam“, dem bewaffneten Arm der Hamas, an. Eine israelische Militärsprecherin erklärte in Tel Aviv, eine Gruppe bewaffneter Palästinenser habe sich in „bedrohlicher Weise“ einem israelischen Grenzposten genähert. Die israelischen Soldaten hätten das Feuer auf die Palästinenser eröffnet und zwei der Männer getötet, sagte die Sprecherin. Zwei weitere Militante starben durch eine anschließend abgefeuerte Luft-Boden-Rakete. Der vor zwei Monaten in den Gaza-Streifen verschleppte israelische Soldat Gilad Shalit ist nach palästinensischen Regierungsangaben in guter Verfassung.
Am Sonntag waren israelische Truppen in den Osten von Gaza vorgestoßen. In Gefechten waren vier Angehörige der Kassam-Brigaden getötet worden, berichteten palästinensische Krankenhausärzte. Etliche weitere wurden verletzt, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters.
Dass Shalit wohlauf sei, habe er dessen Vater persönlich bestätigen können, sagte am Montag der palästinensische Regierungssprecher Ghazi Hamad dem öffentlichen israelischen Rundfunk in hebräischer Sprache. Zu der Entführung hatten sich drei Gruppierungen, darunter der militärische Arm der Hamas, bekannt. Nach den Worten Hamads gibt es Anstrengungen, durch ägyptische Vermittlung einen Gefangenenaustausch herbeizuführen. Nach der Entführung Shalits hatte Israel 31 palästinensische Hamas-Abgeordnete, darunter den Parlamentspräsidenten Abdel Aziz Dweik, und mehrere Minister sowie Vizepremier Nasser al-Shaer festgenommen. Außerdem startete die israelische Armee im Gaza-Streifen eine Offensive. Am Montag wurde der Anführer der Fatah-nahen „Al-Aksa-Märtyrerbrigaden“ in Jericho, der 30-jährige Burhan Mohammed Qad, von israelischen Soldaten festgenommen.
Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) ist am Wochenende von seiner Fatah-Partei zu Gesprächen über die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit mit der Hamas ermächtigt worden. Italiens Außenminister Massimo D’Alema hatte die Entsendung einer UNO-Truppe in den Gaza-Streifen vorgeschlagen, sobald Hamas und Fatah eine Einheitsregierung bildeten und der entführte israelische Soldat freigelassen werde. Die Palästinenser haben wiederholt UNO-Blauhelme für den Gaza-Streifen gefordert. Israel hat dies bisher stets abgelehnt. Nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl Ende Jänner hatte die radikalere Hamas, die über die absolute Mehrheit im Legislativrat verfügt, die Fatah als Regierungspartei abgelöst.
Regierungssprecher Hamad hat die Militanz einiger palästinensischer Fraktionen gegenüber Israel ungewöhnlich scharf kritisiert. „Inmitten der anhaltenden Anarchie und Korruption ist der Widerstand bedeutungslos“, schrieb Hamad in einem Beitrag, der am Montag in der palästinensischen Tageszeitung „Al-Quds“ veröffentlicht wurde. „Wer sich in den Straßen von Gaza bewegt“, führte er weiter aus, „stößt auf unbeschreibliches Chaos, phlegmatische Polizeibeamte und mit Gewehren herumstolzierende junge Männer.“ „Jedes Mal, wenn wir (mit Israel) die Öffnung eines Grenzübergangs oder eines Warenterminals vereinbart haben“, schrieb Hamad, „tauchen Militante auf und schießen absichtlich eine Rakete ab.“ Die Palästinenser würden sich nichts mehr erträumen als das Ende der 38-jährigen Besatzungssituation, zugleich aber scheine es, „als ob wir hartnäckig darauf beharrten, die Besatzer in den Gaza-Streifen zurückzubringen“.
Der französische Präsident Jacques Chirac sagte am Montag in Paris, in der israelisch-palästinensischen Auseinandersetzung könne die Verwirklichung „der legitimen Rechte der Palästinenser“ weder eine Ablehnung der Existenz Israels noch einen „Rückgriff auf den Terrorismus“ rechtfertigen. Er kritisierte, dass die regierende Hamas „noch nicht die Konsequenzen ihres Eintritts in die Politik gezogen“ habe. Chirac hatte am Freitag nach einem Gipfeltreffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Paris erklärt, es sei notwendig, „das (Nahost-)Quartett wieder ins Leben zu rufen“. An dessen Friedens-Fahrplan, der Roadmap, müsse weitergearbeitet werden, unterstrich Merkel. So „gravierende Probleme“ wie im Nahen Osten könnten „nur durch die internationale Gemeinschaft angegangen werden“. Der Friedens-Fahrplan wurde 2002 vom Quartett ausgearbeitet. Er hat die Schaffung eines unabhängigen und existenzfähigen palästinensischen Staates im Gaza-Streifen und Westjordanland zum Ziel und war zuletzt nicht mehr auf der Tagesordnung gestanden.