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Gaza Krieg droht Klimabewegung Fridays for Future zu zerreißen

Ein Posting von Greta Thunberg spaltet die internationale Klimabewegung Fridays For Future.
Ein Posting von Greta Thunberg spaltet die internationale Klimabewegung Fridays For Future. ©APA/Georg Hochmuth/Screenshot (Twitter/X)
Millionen Menschen gingen einst mit Fridays for Future (FFF) auf die Straße, nun steht die Klimabewegung vor einer Zerreißprobe. Darum droht der Gaza-Krieg die internationale Klimabewegung zu spalten und zwingt die deutsche Sektion zu einer drastischen Entscheidung.
Tausende demonstrierten mit Greta Thunberg in Wien

"Das ist ein großer Schritt, der so vorher noch nie passiert ist", teilte Fridays for Future Deutschland am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Weil die deutsche Gruppe auf Distanz zum weltweiten Netzwerk geht, müssten gemeinsame Kampagnen pausiert werden. Der Sturm der Empörung entzündete sich zuvor an einem Beitrag auf dem internationalen Instagram-Konto der Bewegung.

Nahost-Konflikt als Zerreißprobe für Klimabewegung Fridays for Future

"Wie westliche Medien Sie durch Gehirnwäsche dazu bringen, sich auf die Seite Israels zu stellen", hieß es zu Beginn des Posts. Medien würden unter anderem verheimlichen, dass die islamistische Hamas und ihre Attacken auf Israel verwurzelt seien "in 75 Jahren Unterdrückung und ethnischen Säuberungen der Palästinenser". Der Beitrag ist mittlerweile nicht mehr online einsehbar.

Schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg Solidarisierte sich mit den Palästinensern

Zuvor hatte sich auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg als prominentestes Gesicht der Bewegung mehrmals mit den Palästinensern solidarisiert. "Gerechtigkeit für Palästina", stand auf einem Schild, das sie bei ihrem jüngsten freitäglichen Klimaprotest vor dem Parlament in Stockholm in den Händen hielt.

Deutsche Fridays-for-Future-Gruppe grenzte sich von Äußerungen ab

Die deutsche Fridays-for-Future-Gruppe grenzte sich von den umstrittenen Äußerungen des internationalen Kanals ab: "Nein, der internationale Account spricht - wie zuvor betont - nicht für uns", schrieb die Organisation auf dem Netzwerk X (früher Twitter). "Nein, wir stimmen nicht mit den Inhalten überein."

"Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit"

Luisa Neubauer sagte als bekannteste deutsche Aktivistin der Gruppe der Deutschen Presse-Agentur: "Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit, und wir verurteilen scharf den Terror der Hamas."

"Die unsäglichen Äußerungen von Greta Thunberg und Fridays For Future International zum Terrorangriff auf Israel zerstören aber das große Vertrauen, das viele, vor allem auch junge Menschen, in die Integrität der Bewegung haben", sagte die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag).

Fridays for Future (FFF) wurde 2018 von Thunberg gegründet

Fridays for Future (FFF) war 2018 von Thunberg in Stockholm initiiert worden. Schnell wurde daraus eine Weltbewegung, die auch in Deutschland viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden hat. Die Bewegung versteht sich nicht nur als Klimaschutzbewegung. "Wir kämpfen für Gerechtigkeit und haben ein Selbstverständnis, in dem wir uns gegen jede Diskriminierung stellen. Es ist wichtig, dass wir dort, wo Ungerechtigkeit passiert, aufstehen und uns dagegenstellen", hieß es von der deutschen Fridays-for-Future-Sektion. Die Gruppe solidarisierte sich etwa auch klar mit der Ukraine im russischen Angriffskrieg.

Fridays for Future weder eine politische Partei noch eine Organisation

Fridays for Future ist weder eine politische Partei noch eine Organisation, sondern ein Netzwerk selbstständiger Graswurzelgruppen in aller Welt. Das bedeutet auch, dass keine zentrale Person zur Verantwortung gezogen werden kann - auch wenn Greta Thunberg, die nach Kritik auch Antisemitismus verurteilte, meist als zentrale Stimme der Bewegung angesehen wird.

FFF Deutschland: "Niemand kann als Einzelperson für eine globale Bewegung sprechen"

"Niemand kann als Einzelperson für eine globale Bewegung sprechen", teilte FFF Deutschland dazu mit. Die internationalen Netzwerke der Bewegung seien lose und strukturlos und wenige Personen stünden hinter einzelnen Posts, hatte zuvor auch Neubauer gesagt.

Fridays for Future Deutschland: Zentralrat der Juden verlangt Abkoppelung und Namensänderung

Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte mit Blick auf den Anti-Israel-Post Handlungsbedarf. "Ich erwarte von Luisa Neubauer und Fridays for Future Deutschland eine wirkliche Abkoppelung, eine Namensänderung der Organisation und den Abbruch jeglicher Kontakte zu Fridays for Future International", sagte Ratspräsident Josef Schuster vor einigen Tagen der "Bild".

Bringt Gaza-Krieg nun einen Riss in die Bewegung?

Fridays for Future macht derzeit jedenfalls die wohl größte interne Krise durch, seit Thunberg die Bewegung mit ihrem "Schulstreik fürs Klima" vor mehr als fünf Jahren ins Leben gerufen hatte. Bereits seit geraumer Zeit beherrscht ohnehin die Letzte Generation mit ihren Straßenblockaden die deutschen Schlagzeilen. Diese hatte sich kurz nach dem Angriff der Hamas "tief bestürzt über die Aufrufe, morgen weltweit Angriffe auf Jüd:innen zu verüben" gezeigt und eine Protestaktion abgesagt. Seitdem hielt sie sich mit Aussagen zum Gaza-Krieg zurück.

Klimakonferenz beginnt in wenigen Wochen

In wenigen Wochen beginnt in Dubai die Weltklimakonferenz, die Aktivistinnen und Aktivisten aus aller Welt üblicherweise mit gemeinsamen Protesten begleiten. Für FFF Deutschland bedeutet das in diesen Zeiten einen Balanceakt - einerseits die Distanzierung, andererseits verliert man ohne internationales Netz viel Schlagkraft. Auch auf der Twitter (X)-Seite der Fridays-For-Future-Bewegung in Österreich distanziert man sich von den Postings der internationalen Bewegung. "Alls FFF in Ö stehen wir geschlossen gegen Antisemitismus & distanzieren uns daher mit aller Deutlichkeit von dessen Posts.", heißt es auf der Twitter-Seite von Fridays For Future Austria

Abspaltung der deutschen Gruppe von Fridays for Future allerdings unwahrscheinlich

Eine Abspaltung der deutschen Gruppe, so wie sie Schuster und mehrere Politiker gefordert haben, dürfte bei all dem jedoch unwahrscheinlich sein. Gerade der deutsche Ableger hat den Klimaschutz mit politischem Druck von der Straße vorangebracht. Fridays for Future war bisher der Ansicht, dass die Klimakrise nur im internationalen Schulterschluss bekämpft werden kann. Sich als Klimabewegung international zu entzweien, würde diese Botschaft völlig verwässern - und womöglich das Ende der Gruppe bedeuten.

(APA/Red)

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