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Gaza-Bewohner: "Planen nur mehr rund um den Tod"

Die Menschen im Gazastreifen fürchteten sich vor allem davor, Angehörige zu verlieren.
Die Menschen im Gazastreifen fürchteten sich vor allem davor, Angehörige zu verlieren. ©APA/AFP/EYAD BABA
Menschen im Gazastreifen bereiten Berichte über eine mögliche Ausweitung der israelischen Armeeeinsätze im Gazastreifen große Sorgen. Viele Menschen leben Augenzeugen zufolge bereits jetzt in ständiger Angst vor Angriffen. Sie fürchteten sich vor allem davor, dabei Angehörige zu verlieren.

So auch der vierfache Vater Omer Ubaid. Weil er wolle, dass zumindest ein Teil seiner Familie überlebt, habe er zwei seiner Kinder seinem Bruder übergeben und im Gegenzug zwei Kinder des Bruders in seine Obhut genommen - für den Fall, dass einer von ihnen angegriffen wird. So erzählt er es im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Das bedeutet es, heute in Gaza zu leben. Eltern planen nicht für die Schule oder Geburtstage – wir planen für den Tod und versuchen, das Schicksal auszutricksen, damit zumindest einige unserer Kinder verschont bleiben."

"Besser, gemeinsam zu sterben"

Eman Taisir aus der Stadt Gaza will dagegen um jeden Preis mit ihren Angehörigen zusammenbleiben. "Wenn wir sterben, ist es besser, gemeinsam zu sterben", so die junge Frau. Das Zusammensein mit ihrer Familie sei das Einzige, dass ihr derzeit noch Hoffnung gebe. "Es gibt keinen sicheren Ort – nur den Trost des Zusammenseins."

Nach einer fast zweimonatigen Waffenruhe hatte die israelische Armee Mitte März ihre Angriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen. Medien zufolge will die israelische Führung noch an diesem Freitag über eine mögliche Ausweitung der Einsätze entscheiden. Das israelische Militär betont stets, bei Angriffen Maßnahmen zu ergreifen, um Zivilisten zu schonen. Die Angaben lassen sich derzeit nicht verifizieren.

Vor zwei Monaten schloss Israel zudem alle Grenzübergänge in den Gazastreifen für Hilfslieferungen, um so laut eigenen Angaben den Druck auf die Hamas zu erhöhen, die Geiseln aus ihrer Gewalt freizulassen.

Massiver Anstieg bei Lebensmittelpreisen

Anwohnern des Gazastreifens zufolge sind die Lebensmittelpreise seitdem um ein Vielfaches angestiegen. Laut Augenzeugen werden auch immer wieder Geschäfte geplündert. Der Alltag sei zu einem reinen Überlebenskampf geworden, die Hoffnungslosigkeit unter den Menschen riesig.

"Wohin sollen wir gehen?", fragt Samira Ahmed, die eigenen Angaben zufolge nach der Flucht vor einem israelischen Bombardement im Hof einer Klinik Schutz sucht. Dort schlafe sie nun mit Angehörigen im Freien.

Habseligkeiten wie Kleidung habe die Familie zurückgelassen, berichtet sie weiter. Das Krankenhaus selbst ist ihren Angaben zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, überfüllt mit Patienten. Die Welt schaue trotz des großen Leids im Gazastreifen weg, glaubt sie.

(APA)

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