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Gauck zum deutschen Bundespräsidenten gewählt

Der Ex-DDR-Bürgerrechtler und Theologe Joachim Gauck ist am Sonntag zum deutschen Bundespräsidenten gewählt worden. Der 72-Jährige setzte sich im ersten Wahlgang in der Bundesversammlung durch. Gauck war von den Regierungsparteien CDU/CSU und FDP ebenso wie von den Oppositionsparteien SPD und Grüne unterstützt worden. Er ist Nachfolger des vorzeitig zurückgetretenen Präsidenten Christian Wulff.
Rücktrittserklärung von Wulff
Stichwort: Deutsche Bundesversammlung


Gauck erhielt 991 von 1.228 gültigen Stimmen. Die von der Linkspartei nominierte Gegenkandidatin Beate Klarsfeld kam auf 126 Stimmen – mehr als die Linke Wahldelegierte stellt. Der von der rechtsextremen NPD aufgestellte Historiker Olaf Rose bekam drei Stimmen, genauso viele wie die Delegierten der NPD. Vier Stimmen waren ungültig, 108 Delegierte enthielten sich.

Unmittelbar nach seiner Wahl erinnerte Gauck an seine erste freie Wahl zur DDR-Volkskammer vor 22 Jahren. “In jenem Moment war da in mir neben der Freude ein sicheres Wissen: Ich werde niemals eine Wahl versäumen”, sagte Gauck. Auch als Präsident könne er sich die Welt und das Land nicht denken ohne Freiheit und Verantwortung. Er nehme diesen Auftrag mit Dankbarkeit an.

Gauck will sich gegen Politikverdrossenheit einsetzen. Viele Bürger hätten ihn ermutigt, die Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten anzunehmen, sagte er. “Das gibt mir Hoffnung auf eine Annäherung zwischen den Regierenden und der Bevölkerung, an der ich nach meinen Möglichkeiten unbedingt mitwirken werde.” In Deutschland wird die Zahl der Nichtwähler seit Jahren immer größer. Gauck soll am Freitag in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat als elfter Präsident der Bundesrepublik Deutschland vereidigt werden.

Kanzlerin Merkel erhofft sich von Gauck Denkanstöße im politischen Alltag. Sie freue sich darauf, von Gauck “Anregungen zu bekommen”, sagte Merkel am Sonntag in Berlin. Konflikte mit dem neuen Präsidenten erwarte sie nicht, auch wenn sich in manchen Fragen sicherlich Meinungsunterschiede zeigen würden. Diese wolle sie im Dialog mit Gauck besprechen: “Es geht hier nicht um Erziehungsmethoden, sondern um Meinungsäußerungen.” Die Regierungschefin begrüßte es, dass Gauck mit einer parteiübergreifenden Mehrheit gewählt wurde. “Selten hat ein Bundespräsident eine solche Zustimmung bekommen”, sagte sie. “Er wird sein Amt gut für unser Land wahrnehmen.”

Gauck ist mit 72 Jahren der älteste aller Bundespräsidenten und der erste Ostdeutsche im höchsten Staatsamt. Er trat zum zweiten Mal an; bereits im Juni 2010 war er als Kandidat von SPD und Grünen gegen den CDU-Bewerber Wulff ins Rennen gegangen, gegen den er im dritten Wahlgang knapp unterlag. Gauck arbeitete bis zur Wende als evangelischer Pfarrer in Rostock. Deutschlandweit bekannt wurde er als erster Chef der Stasi-Unterlagenbehörde, die er von 1990 bis zum Jahr 2000 leitete und prägte.

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