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Gastro-Rauchverbot nimmt Trafikanten das Geschäft weg

Der Umsatz hat sich seit 1. November 2019 im Schnitt um 4 Prozent verringert.
Der Umsatz hat sich seit 1. November 2019 im Schnitt um 4 Prozent verringert. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Die Tabakbranche befindet sich im Umbruch. Neben dem Gastro-Rauchverbot und den CBD-Produkten sorgen auch Schmuggel-Zigaretten für Unmut bei den Trafikanten.

Die Tabakbranche ist im Umbruch, immer mehr schwören dem blauen Dunst ab oder wenden sich Alternativen zu. Das gesetzliche Rauchverbot in der Gastronomie, Cannabidiol-Produkte (CBD) und Schmuggel-Zigaretten sorgen bei den heimischen Trafikanten für rauchende Köpfe. Am 1. April tritt allerdings ein neues Tabaksteuermodell in Kraft, womit auch die Preise für Zigaretten wieder steigen dürften.

Trafikanten wollen keinen "Gesundheitseuro"

Das freut die Raucher und Raucherinnen zwar nicht, die Trafikanten allerdings schon: "In Maßen steigende Preise sorgen dafür, dass die Trafikanten besser verdienen", sagte Trafikanten-Obmann Josef Prirschl am Dienstag bei einem Pressegespräch. Im vergangenen Jahr habe es lediglich bei Billigtschick leichte Preiserhöhungen gegeben, sonst aber nicht. Prirschl hält eine Verteuerung um 20 Cent je Packung für "marktverträglich". Mehr allerdings nicht, denn sonst steigt der Anteil der Schmuggelzigaretten. Die Politik solle also bei ihrem Steuermodell keinen "Gesundheitseuro" draufschlagen.

Höhere Spannen können die Trafikanten auch gebrauchen, denn der Markt ist rückläufig. "Bis 2030 werden wir 30 Prozent der Mengen verlieren", so Prirschl. Der Branchenvertreter beruft sich dabei auf Schätzungen für den europäischen Markt. Seine Branche sieht die Zukunft für den Tabakmarkt nicht gerade rosig. Geschäfte, die CBD-Produkte verkaufen, wachsen gerade stark und verkaufen unter anderem auch rauchbare Artikel mit einem THC-Gehalt unter 0,3 Prozent - unter dieser Grenze sind Hanfprodukte in Österreich legal.

Trafikanten möchten CBD-Produkte verkaufen

Prirschl und sein Kollege von der Monopolverwaltung, Hannes Hofer, möchten diese Produkte in Trafiken verkauft sehen. "In Hanfshops gibt es weder einen Jugendschutz noch eine Produktsicherheit", sagte Prirschl. Freilich gehen den Trafikanten dabei auch Millionen durch die Lappen, konkret 150 Mio. Euro. So viel macht der Markt mit rauchbaren CBD-Produkten hierzulande aus. Hanfshops verkaufen diese Artikel als sogenannte Aromaprodukte, rechtlich bewegten sie sich damit in einer Grauzone. Prirschl und Hofer appellierten an die Regierung, dem einen Riegel vorzuschieben, indem diese Artikel künftig nur noch in Trafiken verkauft werden dürfen.

Doch nicht nur der CBD-Markt nimmt den Trafikanten Geschäft weg, sondern auch Gesetze wie das Rauchverbot in der Gastronomie, das seit 1. November 2019 gilt. Seither hat sich der Zigaretten- und Zigarrenabsatz im Schnitt um 4 Prozent verringert. Allein im November habe das Minus fast 10 Prozent betragen. "Jede Zigarette oder Zigarre, die in Lokalen nicht geraucht wird, fehlt am Markt", so der Trafikanten-Obmann. Leute gingen vielleicht zwei Mal vor die Türe, um eine zu rauchen, aber nicht zehn Mal.

Weniger Zigaretten verkauft: Wien und Tirol besonders betroffen

In Summe sind seit November 113 Millionen Stück Zigaretten weniger gekauft worden, das sind 5,65 Millionen Schachteln. Besonders betroffen waren Trafikanten in Wien und Tirol. "Manche Trafikanten haben Diskotheken als Kunden, die trifft es dann besonders stark", räumte Prirschl ein. Den größten Einbruch habe es jedoch bei Shisha-Tabak gegeben, allein im Jänner habe das Minus 13 Prozent betragen. Heuer dürften die verkauften Mengen von Tabakwaren im Schnitt um 4 bis 5 Prozent sinken.

2019 wurden in Summe 11,8 Milliarden Zigaretten verkauft, ein Rückgang um 0,8 Prozent oder 4,6 Millionen Schachteln. Der Anteil der Schmuggeltschick beläuft sich hierzulande auf etwa 15 Prozent. EU-weit gibt es derzeit eine Maßnahme gegen Schmuggelzigaretten, das sogenannte Track & Trace-System. Jede Packung enthält einen Code, der Infos über die gesamte Herstellungs- und Lieferkette der Schachtel beinhaltet. Dadurch soll sich der Schmuggelanteil in der EU um 10 Prozent verringern. Derzeit sind fast 9 Prozent des Gesamtkonsums in der EU gefälschte oder geschmuggelte Tabakware.

Für Österreich erwartet sich der Trafikanten-Obmann keine großen Effekte durch die Verfolgbarkeit von Packungen. Kernzielmärkte seien Hochpreisländer wie Frankreich oder Großbritannien, wo eine Schachtel Zigaretten rund doppelt so viel kostet wie in Österreich. Hierzulande liegt der Durchschnittspreis mit 5,10 Euro aber immer noch um einiges höher als in den Nachbarländern Tschechien (3,53 Euro), Slowakei (3,32 Euro), Ungarn (3,99 Euro), Slowenien (3,69 Euro) oder Italien (4,90 Euro). Tiefer in die Tasche greifen müssen Raucher in Deutschland (5,84 Euro) oder in der Schweiz.

2019: Staat konnte 1,9 Mrd. € mit Tabaksteuer einnehmen

Vom Preis einer Zigarette in Österreich fließen 77 Prozent an den Staat in Form der Tabaksteuer, den Rest bekommen die Hersteller, Großhändler und Trafikanten. Der Staat hat im vergangenen Jahr rund 1,9 Mrd. Euro aus der Tabaksteuer eingenommen - inklusive Mehrwertsteuer sogar 2,4 Mrd. Euro. Der Jahresumsatz der Trafikanten aus Tabakwaren belief sich auf 3,2 Mrd. Euro. Den Löwenanteil ihres Geschäfts machten die Trafiken mit Zigaretten, das am stärksten wachsende Segment war im Vorjahr aber Shisha-Tabak.

Das Geschäft mit dem Dunst unterliegt in Österreich strengen Reglementierungen. Hierzulande dürfen Tabakwaren nur in Tabakfachgeschäften und in Tabakverkaufsstellen (u.a. Gastronomie, Tankstellen) verkauft werden. Die Zahl der Trafiken ist seit Jahren rückläufig. Per Jahresende 2019 gab es 2.344 Tabakfachgeschäfte und 2.947 Tabakverkaufsstellen. Mehr als jede zweite Trafik (53 Prozent) wird von einer Person mit Behinderung geführt, das sieht das Gesetz vor. Jede Trafik, die frei wird, soll außerdem an jemanden mit Beeinträchtigung gehen.

(APA/Red)

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