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Galileo-Testsatellit mit Wiener Herz startet

Mit "Giove-B" startet in der Nacht auf kommenden Sonntag (27. April) der zweite Testsatellit für das europäische Satelliten-Navigationssystem "Galileo". Das "Herz" des Test-Geräts kommt aus Wien.

Das Wiener Weltraumtechnik-Unternehmen Austrian Aerospace hat die Elektronik zur Erzeugung der Navigationssignale, der Hauptaufgabe des Satelliten, entwickelt und geliefert, der Auftragswert belief sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Der Start erfolgt vom Raumfahrtzentrum Baikonur in Kasachstan.

Galileo soll unabhängig und in Ergänzung zum bestehenden US-Navigationssystem GPS Navigation und Standortbestimmung mit einer Genauigkeit von wenigen Metern eingesetzt werden. Geplant sind 30 Satelliten, die in einer durchschnittlichen Höhe von 23.000 Kilometern um die Erde kreisen. Operationell soll das System 2013 zur Verfügung stehen.

Der mit einiger Verspätung startende “Giove-B” ergänzt den bereits seit Dezember 2005 im Orbit befindlichen “Giove-A”. Aufgabe der beiden Experimentalsatelliten ist die Erprobung neuer Technologien. Zudem sollen auch die für das Galileo-System reservierten Übertragungsfrequenzen belegt und genutzt werden. Mit an Bord des Satelliten ist auch eine höchstgenaue Atomuhr, basierend auf dem Prinzip eines Masers (Microwave Amplification by Stimulated Emission of Radiation), wie sie laut Austrian Aerospace bisher noch nie im Weltraum eingesetzt worden ist.

Die Verzögerungen beim ursprünglich für Frühjahr 2006 geplanten Start des Satelliten wurden für technische Verbesserungen genutzt. Der von Austrian Aerospace entwickelte Navigationssignalgenerator wurde in dieser Zeit im Auftrag der ESA weiterentwickelt und durch eine verbesserte Version auf den allerneuesten Stand gebracht.

Damit konnte die aufgrund der Verhandlungen zwischen der EU und den USA erst sehr spät vereinbarte neueste Definition der Signalstruktur umgesetzt und realisiert werden, sodass “Giove-B” die exakt gleichen Signale wie die Galileo-Satelliten der nächsten Phase des Systemaufbaus senden wird.

Die von Austrian Aerospace entwickelten hochintegrierten kundenspezifischen Schaltungen (ASICs) zeichnen sich durch ihre Programmierbarkeit aus, die es ermöglicht, die Signalstruktur bei Bedarf auch direkt an Bord des Satelliten ändern zu können.

An die beiden “Giove”-Testsatelliten schließt die so genannte IOV-Phase (In-Orbit Verification) an, vier Satelliten, die voraussichtlich 2010 starten sollen und bereits Teil des 30 Satelliten umfassenden Gesamtsystems sind. Für diese arbeitet Austrian Aerospace nicht nur an den Generatoren der Navigationssignale, sondern auch an der Schnittstellenelektronik des Zentralcomputers, der Thermalisolation sowie an der mechanischen Boden- und Testausrüstung.

Die Ausschreibung für den großen Rest des Systems – bis 2013 will die EU 3,4 Mrd. Euro in “Galileo” stecken – soll noch vor der Sommerpause erfolgen.

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