AA

Gaddafi-Regime im Wanken

Das Regime des seit mehr als vier Jahrzehnten regierenden libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi gerät ins Wanken.
Gaddafi- Sohn warnt vor Bürgerkrieg
Gewalt treibt Ölpreis in die Höhe
Österreichischer Krisenstab tagt
Libyen: Hunderte Tunesier fliehen
Die Lage spitzt sich zu
Proteste gegen Gaddafi
Unruhen erreichen Tripolis
Tote nach Zusammenstößen
Libyen: Hunderte Tote
Brutale Gewalt in Libyen
Lage "sehr angespannt"
Österreich verlegt Lufttransporter
Tote durch Scharfschützen

Wie der arabische Fernsehsender Al Jazeera am Sonntagabend berichtete, erreichten die Proteste erstmals auch die Hauptstadt Tripolis. Im Stadtzentrum kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Tausenden Gegnern und Anhängern des Regimes. In der Hafenstadt Benghazi desertierten Soldaten und teilten mit, die Stadt von Pro-Gaddafi-Einheiten “befreit” zu haben. Der Vertreter Libyens bei Arabischen Liga, Abdel Moneim al-Honi, reichte als Protest gegen die Gewalt seinen Rücktritt ein. “Ich schließe mich der Revolution an”, sagte er in Kairo.

In libyschen Oppositionskreisen machte am Sonntagabend sogar das Gerücht die Runde, Machthaber Muammar Al-Gaddafi habe das Land verlassen.

In Benghazi, der zweitgrößten Stadt des Landes, kamen allein seit Sonntagmittag weitere 50 Menschen bei Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften ums Leben, berichtete ein Arzt der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Nach Angaben von Bewohnern richteten die Gaddafi-Truppen in den vergangenen Tagen ein Massaker in der Stadt an.

Gaddafi hatte die aufkeimenden Proteste in seinem Land mit brutaler Gewalt zu bekämpfen versucht. Elitetruppen sollen sich in Kasernen verschanzt und als Scharfschützen auf die eigene Bevölkerung losgegangen sein. Nach Berichten der Opposition sind innerhalb von zwei Tagen 200 Menschen ums Leben gekommen. Gaddafi stammt selbst aus der Armee und regiert das nordafrikanische Land seit einem Offiziersputsch im Jahr 1969.

EU und USA verurteilten die Gewalt im Land. US-Außenamtssprecher Philip Crowley sagte, Washington sei “zutiefst besorgt über die beunruhigenden Berichte und Bilder, die aus Libyen kommen”. Auch EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich am Rande von Beratungen der EU-Chefdiplomaten besorgt. Die Europäische Union dränge “auf ein Ende der Gewalt und auf einen Dialog”, sagte sie. Der deutsche Außen-Staatssekretär Wener Hoyer sprach von “unglaublichen Vorgängen”, die er “mit Empörung” aufnehme. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte: “Was in Libyen geschieht, ist katastrophal.”

Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg forderte die EU in der Libyen-Frage zur Zurückhaltung auf. “Wenn Gaddafi stürzt, dann gibt es größere Katastrophen auf der Welt”, sagte Schwarzenberg. “In dem Moment, wenn wir uns da einmischen werden, würden wir die Sache nur komplizieren.” Schwarzenberg betonte: “Es nützt niemandem, wenn wir uns da lautstark einmischen, nur damit wir unsere eigene Wichtigkeit beweisen.”

Laut Diplomaten wird befürchtet, dass es bei einem fortgesetzten Chaos in Libyen eine neue Flüchtlingswelle über das Mittelmeer geben könnte. “Hunderttausende Personen warten auf nichts anderes, als das Land zu verlassen und das Mittelmeer zu überqueren, um in Italien und dann im Rest Europas anzukommen”, schrieb die italienische Tageszeitung “Corriere della Sera” (Sonntag). Im vergangenen Oktober hatte sich die EU bereiterklärt, im Kampf gegen die illegale Einwanderung Libyen mit 50 Millionen Euro zu unterstützen. Dieser Betrag wird über mehrere Jahre hinweg ausgegeben.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Gaddafi-Regime im Wanken
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen