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Gaddafi provoziert in Rom mit Foto eines antiitalienischen Helden

Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi hat am Mittwoch zu Beginn seines historischen Besuchs in Rom für Aufsehen gesorgt.

Nach seiner Landung mit einer Delegation von über 300 Personen auf dem Militärflughafen Ciampino zeigte sich Gaddafi in Uniform mit einem großen Foto in der Hand. Es handelte sich um ein Schwarz-Weiß-Bild der Festnahme im Jahr 1931 des Helden des anti-italienischen Widerstandskampfes in Libyen, Omar al-Mukhtar. Der als “Löwe der Wüste” bekannte Mukthar führte fast 20 Jahre lang die Revolte gegen die koloniale Besatzung Italiens an, bevor er gehängt wurde. Auf dem Foto ist er in Ketten und von hohen italienischen Offizieren umringt zu sehen.

Gaddafi wurde vom italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi und von Außenminister Franco Frattini am Flugplatz begrüßt. Berlusconi und Gaddafi umarmten sich. Danach wurde Gaddafi vom italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano empfangen. Die Visite in Rom will nach der Unterzeichnung eines weitreichenden Abkommens im vergangenen August den Neubeginn der Beziehungen zwischen dem ölreichen Maghreb-Staat und der ehemaligen Kolonialmacht festigen.

Der Besuch Gaddafis wurde von Protesten überschattet. Menschenrechtsorganisationen und Vertreter der Radikalen Partei und von Amnesty International beschuldigten Libyen, die Rechte der Migranten zu verletzen. Auch die Zentrumspartei “Italien der Werte” protestierte gegen den geplanten Besuch Gaddafis im Senat.

Während seines dreitägigen Aufenthalts will Gaddafi Regierungschef Berlusconi, die Präsidenten beider Parlamentskammern sowie Unternehmenschefs und Wirtschaftsvertreter treffen. Gaddafi wird auch eine Begegnung mit einer Gruppe von 700 Frauen aus Wirtschaft, Kultur und Gemeinschaft haben. Für den Abend ist eine gemeinsame Pressekonferenz Gaddafis mit Berlusconi vorgesehen. Im Mittelpunkt der Gespräche zwischen Berlusconi und Gaddafi steht auch die gemeinsame Migrationspolitik. Vor drei Wochen begann Italien mit der Abschiebung von Migranten, die von der libyschen Küste aus Richtung Italien loszogen.

Gadafi hat sein Zelt in der größten römischen Parkanlage, der Villa Doria Pamphili, aufgeschlagen, wo er einige Gäste empfangen wird. Gaddafi wird in der Residenz der Villa übernachten. Das Zelt im Park der Villa Doria Pamphili löste den Protest vieler Bürger aus, die wegen des ausländischen Gasts die Grünfläche zum Teil nicht betreten dürfen.

Italien hatte Libyen 1911 dem Osmanischen Reich im Krieg abgenommen und mehr als 30 Jahre lang besetzt gehalten. Nach einer Zeit unter UNO-Verwaltung wurde der Maghreb-Staat 1951 unabhängig. Mit dem Abkommen vom vergangenen Jahr sind Milliardenentschädigungen sowie eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen die illegale Einwanderung verbunden.

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