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Gaddafi macht NATO für Hunderte Tote verantwortlich

Ein Sprecher des untergetauchten libyschen Ex-Machthabers Muammar Gaddafi hat schwere Vorwürfe gegen die NATO erhoben.
Gaddafi-Hochburg Bani Walid gestürmt

Bei Luftangriffen des westlichen Militärbündnisses in Gaddafis Geburtsstadt Sirte seien Wohnhäuser getroffen und 354 Menschen getötet worden, sagte Mussa Ibrahim am Samstag in einem Telefongespräch der Nachrichtenagentur Reuters.

Insgesamt seien durch das NATO-Bombardement Sirtes binnen 17 Tagen mehr als 2000 Menschen ums Leben gekommen. Gaddafis Anhänger seien ausreichend bewaffnet und in der Lage, den Kampf monatelang fortzusetzen. Gaddafi selbst halte sich in Libyen auf und habe im Kampf gegen die von den Aufständischen gebildete Übergangsregierung das Oberkommando, sagte der Sprecher.

Die Truppen der neuen Machthaber sind im Ringen um die Kontrolle Sirtes auf heftigen Widerstand der Gaddafi-Getreuen gestoßen. In der WüstenstadtBani Walid, eine andere verbliebene Gaddafi-Hochburg, wurden sie am Freitag unter Raketenbeschuss zum Rückzug gezwungen.

Libysche Rebellen für Angriff auf Sirte bereit

Libyens neue Machthaber haben nach eigenen Angaben mindestens 6.000 Kämpfer für den Angriff auf Sirte mobilisiert, eine der letzten Bastionen von Anhängern des untergetauchten Ex-Diktators Gaddafi. Mindestens 6.000 Kämpfer mit 1.200 Fahrzeugen seien aus Misrata und anderen Städten in und um die Küstenstadt zusammengezogen worden, sagte der Kommandant Salem Djeha am Samstag.

Seit dem Vorabend sei der Flughafen der Stadt unter ihrer Kontrolle. Es gebe noch Widerstand, doch die Befreiung der Stadt sei “geregelt” und “beendet”, sagte Djeha. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sei geflohen. Der Leutnant Abdel Wahi al-Aguri sagte, die Kämpfer der neuen Führung kontrollierten die Autobahn und den südlichen Teil der Stadt. Sie würden keine schweren Waffen mehr einsetzen, um das Leben von Zivilisten nicht zu gefährden.

UNO lockert Sanktionen gegen Libyen

Nach dem Sturz von Gaddafi hat der UNO-Sicherheitsrat unterdessen die gegen Libyen verhängten Sanktionen gelockert. Das Gremium beschloss am Freitag in New York auch einstimmig die Entsendung einer UNO-Mission. Der libysche Übergangsrat hatte zuvor bereits offiziell den Sitz des nordafrikanischen Landes bei den Vereinten Nationen zugesprochen bekommen.

In der Resolution begrüßte der Sicherheitsrat die “Verbesserung der Situation” in Libyen, warnte aber vor Gefahren durch die unkontrollierte Verbreitung von Waffen aus den Arsenalen von Gaddafis Streitkräften. Dies könnte “Auswirkungen auf Frieden und Stabilität in der Region” haben, hieß es.

Die Strafmaßnahmen gegen den libyschen Öl-und Bankensektor wurden weitgehend aufgehoben. Die von Großbritannien eingebrachte Resolution erlaubt auch Waffenlieferungen und technische Unterstützung für die Übergangsregierung. Die Flugverbotszone soll dagegen zunächst bestehen bleiben, ebenso wie die Sanktionen gegen Gaddafi und seine Getreuen.

Die UNO-Vollversammlung stimmte am Freitag mit großer Mehrheit dafür, dass der Übergangsrat Libyen fortan bei der UNO repräsentiert. Von den 193 UNO-Mitgliedsstaaten votierten 114 dafür, dass der Nationale Übergangsrat die Vertretung des libyschen Volkes übernimmt

(APA)

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