Die Vorstellung einer weithin unabhängigen Bregenzerwälder “Bauernrepublik” hat das Geschichtsbild und die Identität der Wälder wesentlich beeinflusst. Sinnbild dafür ist die “Bezeggsul”, die 1871 auf der Bezegg zwischen Andelsbuch und Bezau mit einem großen Volksfest eingeweiht wurde. Sie soll an freie Ratsversammlungen auf einem Pfahlbau erinnern, wobei den Ratsherren bis zu ihrem Ratschluss die Leiter weggenommen worden sein soll. Hält dieses Geschichtsbild einer quellenkritischen Untersuchung stand? Was lässt sich belegen, was ist Legende? Das beantwortet der junge Historiker Mathias Moosbrugger aus Au in seiner Dissertation.
“Bauernrepublik” von landesfürstlichen Gnaden
Ende des 14. Jahrhunderts lassen die Quellen im Hinteren Bregenzerwald die Existenz einer Gerichtsgemeinde erkennen, die in wichtigen Bereichen der politischen Repräsentation und Verwaltung eine bemerkenswerte Rolle spielte. Die ältere Forschung klassifizierte sie als eine auf autonomen republikanisch-demokratischen Traditionen beruhende “Bauernrepublik”. Mathias Moosbrugger zeigt nun, dass die Entstehung dieses ländlichen Gemeinwesens und die Ausgestaltung seiner kommunalen Struktur vor allem im Interesse der Herrschaft lagen.
Mathias Moosbrugger, Der Hintere Bregenzerwald eine Bauernrepublik? Neue Untersuchungen zu seiner Verfassungs- und Strukturgeschichte im Spätmittelalter (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs N.F. 9). Konstanz 2009; 390 Seiten, 39,00 Euro. Weitere Informationen: www.landesarchiv.at.