AA

G-7: "Risiken" durch Rekord-Ölpreis

Die Finanzminister der sieben größten Industriestaaten (G7) befürchten, dass die Weltwirtschaft durch die hohen Ölpreise Schaden nehmen könnte.

Von den Entwicklungen auf den Ölmärkten gingen „Risiken“ für die globale Konjunktur aus, hieß es in dem Entwurf für ein gemeinsames Kommuniqué der G-7-Finanzminister, der am Freitag in Washington bekannt wurde. Sie forderten mehr Transparenz auf den Ölmärkten, mehr Ölförderung sowie effizientere Energienutzung.

Als weiteres Risiko wurden die „globalen Ungleichgewichte“ genannt – eine Formel, mit der unter anderem das hohe US-Außenhandelsdefizit einerseits und die hohen chinesischen Exportüberschüsse andererseits gemeint sind. Unklar war zunächst noch, ob China namentlich genannt werden soll. Im Entwurf des Kommuniques hieß es, „insbesondere China“ solle mehr Wechselkursflexibilität zeigen, um die globalen Ungleichgewichte im Handel auszugleichen. Experten sehen den chinesischen Yuan als unterbewertet an, was Exporte billiger macht.

Die Minister warnten auch vor zunehmenden protektionistischen Tendenzen. Das Kommuniqué sollte am Freitagabend (Ortszeit) nach Ende des Treffens offiziell veröffentlicht werden. Die G-7-Sitzung fand wie üblich im Vorfeld der Frühjahrstagungen von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank statt, die für dieses Wochenende in der US-Hauptstadt geplant sind.

Die Finanztagungen werden durch die Sorgen wegen der neuen Rekordpreise auf den Ölmärkten überschattet. Am Freitag hatte der Preis für das Barrel Öl in New York erstmals die historische Marke von 75 Dollar (60,90 Euro) überschritten. Zum Handelsschluss lag der Preis bei 75,17 Dollar pro Barrel der Referenzsorte Light Sweet Crude. In London erreichte der Preis für die Nordseesorte Brent zeitweise den historischen Höchststand von 74,79 Dollar pro Barrel. Zum Handelsschluss lag er dort bei 74,57 Dollar.

Angeheizt wurde der Preis durch gesunkene Rohöl- und Benzinvorräte in den USA sowie den Atomstreit mit dem Iran. Dadurch stiegen die Ängste vor einem globalen Versorgungsengpass. Vor diesem Hintergrund nahmen auch die wichtigen Ölförderländer Saudiarabien, Russland und Vereinigte Arabische Emirate an der G-7-Tagung teil.

Dennoch bewerteten die G-7-Minister die Lage der Weltwirtschaft insgesamt positiv. Das starke Wachstum gehe ins vierte Jahr, „und der Ausblick bleibt günstig“, hieß es im ihrem Textentwurf. Die Minister stützten sich auf den jüngsten IWF-Konjunkturbericht, der ein globales Wachstum von 4,9 Prozent in diesem Jahr und von 4,7 Prozent im nächsten Jahr vorhersagt.

Die G-7 spricht sich in der Ministererklärung auch für eine Reform der internationalen Organisationen, namentlich des IWF aus. Sie unterstütze Vorschläge von IWF-Chef Rodrigo Rato für eine stärkere Überwachungsfunktion des Fonds. Das schließe eine eingehendere Analyse des Zusammenspiels von Wechselkurspolitik und anderen Politikfeldern in Ländern und den daraus resultierenden grenzüberschreitenden Wirkungen ein.

„Die IWF-Quoten sollten besser die internationalen wirtschaftlichen Gewichte der Mitgliedstaaten reflektieren“, hieß es in dem Kommuniqueentwurf. Die Quoten bestimmen unter anderem über den Einfluss eines Landes im IWF. Etliche Schwellenländer, wie China, fühlen sich unterrepräsentiert. „Wir stimmen darin überein, dass es einer umfassenden Reform des IWF bedarf“, hieß es. Rato solle dazu weitere Vorschläge machen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • G-7: "Risiken" durch Rekord-Ölpreis
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen