Für Tausende Babys erste Kontaktperson

Lauterach. (stp) Die Runde in der „Alten Seifenfabrik“ in Lauterach ist gut gelaunt – wie eh und je. Doch ein Hauch von Wehmut ist unverkennbar, denn es ist schon fast die letzte Stunde mit Agnes Meyer. Die resolute Tirolerin, die in Lauterach seit mehr als 30 Jahren werdende Mütter bei den Geburtsvorbereitungen begleitet, geht nun auch in dieser Funktion in Pension, nachdem sie ihre Hebammentätigkeit im Landeskrankenhaus Bregenz schon vor einigen Jahren beendet hat.
Für sie „typischer Einstieg“
Über den Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand zu berichten, hat bei Bürgermeister Elmar Rhomberg, der das Gespräch in die Wege leitete, auch ein wenig Skepsis ausgelöst, doch Agnes Meyer meisterte das Problem auf ihre bekannte Art und Weise: „Den brauchst du mir gar nicht vorzustellen, den kenn ich, ich habe schon vor vielen Jahren seine Kinder zur Welt gebracht“, fiel sie dem Gemeindechef ins Wort, noch ehe dieser den Satz beenden konnte. Agnes Meyer – wie sie leibt und lebt, resolut, direkt – und vielleicht gerade deshalb bei den von ihr betreuten Frauen so beliebt. Viele kennt sie buchstäblich von der ersten Sekunde ihres Lebens an. Sie war als Hebamme die erste „Kontaktperson“ der Babys, wenn sie das Licht der Welt erblickten. – Und nicht wenige sind viele Jahre später wieder zu ihr gekommen – als werdende Mütter. Nicht selten begleitet von den werdenden Großmüttern, denn mit vielen ihrer früheren „Klientinnen“ hat sie über Jahrzehnte hinweg noch Kontakt.
Eine neue Erfahrung
Das wird ihr sicher helfen, einen „Pensionsschock“ zu vermeiden, denn „ich finde es bereichernd, noch mit vielen Frauen in Kontakt zu sein, deren Kinder vor 20, 30 oder noch mehr Jahren geboren wurden“, verrät sie in den Gemeindemitteilungen „Lauterach-Fenster“. Dass sie jetzt auch ihre Tätigkeit als Geburtsvorbereiterin beendet, ist für sie eine neue Erfahrung, denn die Pensionierung als Hebamme im Krankenhaus „war ja kein wirklicher Ausstieg aus dem Beruf – im Gegenteil, seither konnte ich mich ganz auf meinen Lieblingsbereich konzentrieren. Die Kurse für werdende Mütter. Dazu hat sie vor mehr als 30 Jahren in Lauterach die Möglichkeit bekommen. „Ich möchte mich bei Alt-Bürgermeister Elmar Kolb und seinem Nachfolger Elmar Rhomberg herzlich bedanken, dass sie mir Gelegenheit gaben, meinen Traumberuf in einem so schönen Umfeld ausüben zu können. Bedanken möchte ich mich aber vor allem bei den zahllosen Frauen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und die ich begleiten durfte – in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft und auch noch nach der Geburt.“
Zusätzlich ausgebildet
Für diese Tätigkeit hat sie zusätzliche Ausbildungen absolviert. Homöopathie, Akupunktur und Hypnose zählten ebenso zu ihrem Angebot wie Babymassage. „Sicherheit auf dem gesamten Weg der Schwangerschaft, bei und nach der Geburt zu garantieren, war für mich äußerst wichtig. Dazu zählte auch die Nachbetreuung. Ich habe Frauen natürlich auch während Stillpsychosen begleitet“, betont Meyer.
Beruf als Berufung
Weshalb sie so erfolgreich und bei den Frauen so beliebt war, erklärt sich dadurch, dass Agnes Meyer diesen Beruf als Berufung sah: „Durch die Geburt meines eigenen Sohnes wurde mir klar, wie wichtig eine gute Geburtsvorbereitung ist und dass es eine Hebamme gibt, die einen in dieser schönen, manchmal auch schwierigen Zeit begleitet.“ Diese Erfahrung gab endgültig den Ausschlag, dass sie sich beruflich neu orientierte, denn ursprünglich war sie in einem anderen Beruf tätig. Sie stammt aus einer kinderreichen Tiroler Bauernfamilie, besuchte zuerst die Landwirtschaftliche Berufsschule, wo sie später Lehrerin wurde, ehe sie sich entschied, Hebamme zu werden. 1970 schloss sie ihre Ausbildung in Innsbruck ab, kam im gleichen Jahr noch an das Stadtspital in Feldkirch, dann an das Krankenhaus in Reutte/Tirol. Dort lernte sie ihren Mann, einen Lauteracher, kennen und so landete sie nicht nur im Hafen der Ehe, sondern auch am Stadtspital in Bregenz. Das war 1981 und bis 2005 war sie dort Hebamme. Acht Jahre später geht sie erneut in den Ruhestand, ganz loslassen will und kann sie aber wohl doch nicht, denn im „Lauterach Fenster“ lässt sie „ihre“ werdenden Mütter wissen: „Für fachliche Fragen rund um die Schwangerschaft stehe ich Ihnen weiterhin gerne telefonisch zur Verfügung.“