Nach einem Kreuzbandriss kämpfte sie sich eindrucksvoll zurück, nun will sie in einer der besten Ligen Europas durchstarten.

Warum noch warten?
Es ist eine Geschichte, wie sie nur der Fußball schreiben kann: Linda Natter, geboren und aufgewachsen im 1.300-Einwohner-Dorf Mellau im Bregenzerwald, unterschreibt bis Sommer 2027 beim deutschen Bundesligisten. Die 20-Jährige gilt als eines der größten Sturm-Talente Österreichs, beidfüßig, torhungrig und für ihr Alter sehr fokussiert.

Der Wechsel nach Hoffenheim sei für sie „ein Gesamtpaket, das einfach gepasst hat“, erzählt Natter. Schon vor ihrem Kreuzbandriss 2024 stand sie mit dem Klub aus dem Kraichgau in Kontakt. Dass das Interesse auch nach der schweren Verletzung bestehen blieb, war für sie ein Zeichen: „Ich habe mich sehr gefreut und mir gedacht: Auf was noch warten? Die Bundesliga war schon immer mein Traum.“
Herber Rückschlag
Die Saison 2023/24 verlief für Natter alles andere als nach Wunsch. Nach zuvor einer überragenden Spielzeit bei der SPG Altach/Vorderland, in der sie mit 26 Treffern zur Torschützenkönigin avancierte, riss sie sich das Kreuzband - ein herber Rückschlag. Dennoch wechselte sie im Herbst 2024, während der Reha nach Wien Döbling zur Vienna.

„Ich hatte volle Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden. Natürlich war es hart – aber ich habe nie gezweifelt, dass meine Chance noch kommen wird“, blickt Natter zurück. Die Rückkehr gelang: In der Rückrunde der Saison 2024/25 erzielte sie für die Vienna fünf Tore in elf Spielen und zog erneut die Aufmerksamkeit diverser Clubs auf sich.

Ein besonders emotionaler Moment in dieser schwierigen Zeit war die Teilnahme an der U20-WM in Kolumbien, auch wenn sie verletzungsbedingt, nicht zum Einsatz kam: „Ich durfte mit dem Team reisen – das war sehr besonders. Man kennt sich lange und gut, und ich hatte das Gefühl, trotzdem ein Teil davon zu sein.“
Heimatgefühl im Kraichgau
Bis zum Trainingsstart Ende Juni wird sie endgültig nach Deutschland übersiedeln, große Eingewöhnungsschwierigkeiten erwartet sie nicht - im Gegenteil. Die ländliche Struktur rund um den Klub erinnert sie sogar ein wenig an ihre Heimat: „Hoffenheim lässt sich ein bisschen mit Mellau vergleichen, ein kleines Dorf mit viel Natur."

Sportlich bringt Natter alles mit, was moderne Offensivspielerinnen auszeichnet: Tempo, Abschlussstärke, Spielintelligenz und eine enorme Einsatzbereitschaft. „Linda ist eine agile Stürmerin, die auch gegen den Ball arbeitet“, lobt Cheftrainer Theodoros Dedes. Die 20-Jährige bleibt trotz aller Vorschusslorbeeren bescheiden: „Kein Trainer kann mir Spielzeit garantieren. Ich muss meine Leistung bringen – dann bin ich zuversichtlich, dass ich meine Chancen bekomme.“
Große Ziele
Langfristig hat Linda Natter noch größere Träume: das A-Team ist ein großes Ziel, vielleicht sogar Champions League. „Aber das ist noch ein Stück weiter weg als die Nationalmannschaft. Wichtig ist, dass ich im Training Gas gebe und Spielminuten sammle." Erfolg bedeutet für sie mehr als nur Titel: „Als Stürmerin misst man sich an Toren und Assists, so kann man sich vergleichen und besser werden", erklärt die Torjägerin abschließend.
(VOL.AT)