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FußballnäherInnen im Out

Im Rahmen einer Aktion im Weghuberpark belichtete die Kampagne Play Fair 2008 die Schattenseiten der Fußballwelt, jenseits von Großereignissen wie Euro 2008.

Während die Sportartikelindustrie satte Gewinne durch die Euro 2008 erwartet, müssen die NäherInnen der Fußballindustrie in Pakistan, Indien, China und Thailand mit Hungerlöhnen und unmenschlichen Arbeitsbedingungen zurechtkommen, zeigte die Kampagne Play Fair 2008 im Rahmen einer Aktion zwei Tage vor dem EM-Start in Wien auf.

20-50 Cent bekommen die NäherInnen in Indien und Pakistan je nach Qualität pro Ball. Maximal vier Bälle am Tag kann eine Person fertigen. Daher lassen sich die NäherInnen auch oft von anderen Familienmitgliedern helfen, um genug für das Familieneinkommen erwirtschaften zu können. „Wir haben nichts gespart, auf das wir im Notfall zurückgreifen könnten“, erklärte ein indischer Fußballnäher der Play Fair Kampagne. Für Heimarbeiter wie ihn gibt es überdies so gut wie keine Sicherheitsnetze: Erkrankungen oder Unfälle können sich zu einer Katastrophe entwickeln. „Einmal habe ich sogar meinen Kochgaszylinder vermietet, um an etwas Geld zu kommen, weil es meiner Frau gesundheitlich sehr schlecht ging. Die Situation ist für alle von uns ähnlich. Einer meiner Freunde verkaufte wegen eines Notfalls sogar sein Blut, um an zusätzliches Geld zu kommen.”

Die Bestellungen – und damit die Einkommen – schwanken in dieser Branche dramatisch. Von der Play Fair Kampagne interviewte Hersteller verwiesen konkret auf Produktionszuwächse von 30-50 % vor großen Sportveranstaltungen wie Welt – und Europameisterschaften oder den Olympischen Spielen.

Während Zeiten sehr hohen Produktionsaufkommens leisten die ArbeiterInnen in manchen chinesischen Fabriken bis zu 230 Überstunden pro Monat – sechsmal so viel, wie es das Gesetz erlaubt. Trotz der gewaltigen Zahl von Arbeitsstunden verdienen die ArbeiterInnen durchschnittlich nur knappe 90 Euro im Monat, das entspricht ca. der Hälfte des gesetzlich vorgeschriebenen Mindesteinkommens.

22 AktivistInnen der Kampagne Play Fair 2008, die in Österreich von Clean Clothes Kampagne, Volkshilfe und dem ÖGB getragen wird, setzten heute ein Zeichen. Michaela Königshofer, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne kritisiert: “Es ist beschämend, wie viel Geld durch Fußballevents erwirtschaftet wird und wie wenig davon den ArbeiterInnen bleibt. Mit dieser Aktion wollen wir diese Missstände zwei Tage vor der Fußball EM ans Licht bringen und auf Handlungsmöglichkeiten hinweisen.“

Eine Alternative für kritische KonsumentInnen gibt es bereits. Jugend Eine Welt vertreibt Bälle aus dem fairen Handel, der gerechte Löhne für die BallnäherInnen in Pakistan sichert. Diese Bälle garantieren, dass erwachsene NäherInnen ihre Familien ernähren und ihre Kinder zur Schule schicken können. Außerdem werden durch die Fairtrade-Prämien Gesundheitsversorgung, Sozialleistungen und ein Kleinkreditprogramm ermöglicht.

„Die Bälle von Jugend Eine Welt beweisen, dass es auch eine Fußballproduktion abseits von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen gibt. Wir fordern die VertreterInnen der Branche, der Sportorganisationen und der Politik dringend auf, soziale Verantwortung zu übernehmen und sicherzustellen, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Fußballindustrie nachhaltig verbessern.”, meint Monika Kemperle, leitende Sekretärin des ÖGB.

Die Play Fair Kampagne hat eine Unterschriften-Aktion für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Sportartikelindustrie weltweit gestartet.

„Die ArbeiterInnen in China, Bangladesch und Indien brauchen die Stimmen der europäischen KonsumentInnen für faire Arbeitsbedingungen in der Sportbekleidungsindustrie. Setzen Sie sich mit uns für Play Fair 2008 ein!“ appelliert Königshofer abschließend an die Österreicherinnen und Österreicher.

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