“Schau, das Kopferl!”, hieß es um 12.45 Uhr, als sich Fu Long das erste Mal in seiner Wurfbox bewegte. Gebannt klebten etwa 40 Gesichter an jener Glasscheibe, die das Innengehege von den Besuchern trennt.
Vor seinem großen Auftritt musste sich Fu Long noch stärken: Etwa eine halbe Stunde lag er bei seiner Mutter Yang Yang auf dem Boden und trank Muttermilch. Um 13.10 tappste er unsicheren Schrittes in den für die nervösen Besucher sichtbaren Raum. Prompt aber packte ihn Yang Yang am Ohr und schleifte ihn wieder in Richtung Wurfbox. “Fu Long selbst ist sehr neugierig und will sehen, was da draußen los ist. Skeptisch gegenüber dem Rummel ist nur Yang Yang, die ihren Kleinen schützen will”, erklärte Tierpflegerin Eveline Dungl der APA.
Erst als viele Medienvertreter und geduldige Besucher halb enttäuscht abgezogen waren, wackelte Fu Long erneut aus der Wurfbox – und Yang Yang ließ ihn gewähren. Genüsslich rollte er sich im Heu, streckte sich und balancierte sogar auf einem Baumstamm. Der Youngster blieb meist in der Nähe seiner Mutter, die den neugierigen Gästen meist den Rücken zukehrte und Bambus fraß.
“Das Warten hat sich definitiv ausgezahlt”, sagte eine 28-jährige Frau, die mit ihrer dreijährigen Tochter seit 9.00 Uhr im Panda-Haus ausgeharrt hatte. In der ersten Reihe vor der Scheibe rangen Fernsehteams aus Österreich, Deutschland und Italien mit den Besuchern, mehrheitlich Zoo-Stammgäste und Kinder mit ihren Eltern, um die besten Plätze. Insgesamt war jedoch nicht der Bär los: Um die Mittagszeit versammelten sich in und um das Panda-Heim etwa 200 Menschen. Jeweils 40 Neugierige durften den Fellknäuel gleichzeitig sehen. “Einen Andrang wie beim deutschen Knut wird es sicherlich nicht geben”, meinte Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.
“Die Presseleute, aber auch ältere Besucher zeigten sich zum Teil sehr unkooperativ”, sagte Markus Bammer, Leiter des eigens beorderten fünfköpfigen Security-Teams zur APA. Bammers Leute bereiteten sich seit rund drei Wochen auf den “tierischen” Einsatz vor und werden vermutlich die nächsten drei Monate in Schönbrunn im Dienst sein. Immer wieder musste man heute die Leute darauf aufmerksam machen, die Kinder nach vorne zu lassen und das Blitzen zu unterlassen. Fu Long selbst kann man laut Dungl schwer auf den großen Ansturm vorbereiten. Prinzipiell sei er sehr aufgeschlossen und seine Aktivitätszeiten werden immer länger, sagte Schratter. “Am gestrigen Dienstag, als er von einer Schulklasse besucht wurde, blickte er sogar jedem einzelnem Kind ins Gesicht und war fast zwei Stunden draußen.”
Der im August geborene Pandabub ist laut seiner Pflegerin 75 Zentimeter groß und bringt 7,5 Kilo auf die Waage. Noch ernährt sich Fu Long von Muttermilch, wird aber bald zu fressen beginnen. Bären-Eltern Yang Yang und Longhui verzehren jeweils 30 Kilo Bambus am Tag – im Monat bekommt der Schönbrunner Tiergarten 2.500 Kilo des grünen Baumes aus Südfrankreich und Norddeutschland geliefert. Seinen Vater Longhui darf Fu Long noch nicht sehen, hat aber Geruchs- und Sichtkontakt mit ihm. “Jeder, der den süßen Fu Long einmal gesehen hat, kommt wieder”, ist Dagmar Schratter überzeugt.