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Frühlingskonzert der Symphoniker

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Wohl um ihn zu locken, wird der Frühling in Wien auch musikalisch begrüßt: Fabio Luisi und die Wiener Symphoniker spielten im Musikverein Strauß, Vivaldi und Respighi. Zu sehen am Ostermontag in ORF 2.

Wenn ein „Italiener in Wien” mit Lanner und Strauß in die musikalische Schlacht zieht, dann bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Wiener Symphoniker geschlossen hinter sich versammelt, packte Fabio Luisi gestern, Samstag, Abend im Rahmen des Osterklangs Institutionen wie den Wiener Walzer mit gnadenloser Energie an. Und weil das ganze Programm auch mediengerecht „Frühling in Wien” hieß, musste auch Vivaldi herhalten. Beendet wurde dieser Feldzug mit „römischen Festen”.

Das Publikum im Großen Saal des Musikvereins feierte widerstandslos mit und dankte mit viel Applaus. Das Konzert wird am Ostermontag in ORF2 um 11.00 Uhr ausgestrahlt. Wenn man unvoreingenommen hinhört, etwa bei der Ouvertüre zur Operette „Eine Nacht in Venedig”, könnte man es wirklich glauben: Glückseligkeit im Dreivierteltakt haben wir ausnahmslos unserem südlichen Nachbarn zu verdanken.

Luisi gibt die absolute Antithese zum schwelgerischen Philharmoniker-Weichklang. So viel Brillanz und Attackierfreude bei den Streichern wirkt außerdem ansteckend. Luisi schoss allerdings streckenweise über das Ziel hinaus: Der Schwung endete manchmal in derber Schlamperei, die vor allem bei den Pizzicato-Stellen des Strauß-Walzers „Rosen aus dem Süden” offensichtlich wurde.

Die energetische Performance, wie bei Lanners „Tarantel-Galopp”, konnte das nicht schmälern. Höhepunkt dieses Teils: Der „Fatinitza-Marsch” von Franz von Suppe. Etwas Fehl am Platz – trotz großartiger Solistenleistung – wirkte Vivaldis „Frühling” aus den „Vier Jahreszeiten”. Bemerkenswert, wie nur wenige Jahre Originalklang-Mode eine Interpretation auf modernen Instrumenten absurd klingen lassen. Was noch in den Achtzigern Usus war, klingt nun grobschlächtig und überladen, auch bei kleinster Besetzung. Vielleicht waren die Symphoniker aber auch noch vom Walzerschwung angesteckt und wollten einfach nicht bremsen. Den Basso continuo am Cembalo übernahm Luisi selbst.

Exzessiver Einsatz von Blech, Pentatonik und Stabspielen färbte Ottorino Respighis symphonische Dichtung „Feste Romane”, die zum Abschluss auf das Publikum hereinbrach. Was feierlich mit einer Trompetenfanfare begann, erreichte seinen Höhepunkt in einer heiteren Kakophonie aus alten Tänzen. Mutig von Luisi, angesichts einer Fernsehaufzeichnung, ein Programm, das mit Strauß beginnt, derart zu beenden. Rechtfertigen muss sich der „Italiener in Wien” allerdings schon lange nicht mehr.

 

TIPP: „Frühling in Wien” ist am 17. April um 11.00 Uhr in ORF2 zu sehen.

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