Frühere Commerzialbank-Vorständin vor Haftantritt

Die ehemalige Vorständin der 2020 Pleite gegangenen Commerzialbank Mattersburg Franziska Klikovits steht vor dem Haftantritt. Klikovits wurde im Februar dieses Jahres am Landesgericht Eisenstadt im bisher größten Prozess wegen Untreue, Veruntreuung und betrügerischer Krida zu sechs Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Sie werde die Haft antreten, erklärte Klikovits am Freitag in Berichten von "Kurier" und "Kronen Zeitung".
Klikovits: "Kann nicht in Worte fassen, wie leid es mir tut"
"Ich nehme die Strafe an, wie sie ist. Ich habe an der Aufklärung ja nicht deshalb aktiv mitgewirkt, weil ich eine milde Strafe wollte, sondern weil ich es allen Geschädigten schuldig bin und diese sich nur so ein umfassendes Bild von den Geschehnissen machen können", so die frühere rechte Hand von Ex-Bankchef Martin Pucher. Ihr Anwalt wollte in Berufung gehen und zuvor auch einen Kronzeugenantrag stellen, erklärte Klikovits: "Das wollte ich nicht, weil es für die Geschädigten ein Schlag ins Gesicht gewesen wäre, wenn ich straffrei gehen würde und Pucher verhandlungsunfähig ist."
Klikovits wollte keine Neudurchführung des Verfahrens, da sie einen "Schlussstrich" ziehen möchte. Sie geht davon aus, dass sie noch im Sommer die Haft anzutreten habe. Wie bereits vor Gericht zeigte sich Klikovits reumütig und meinte: "Ich kann nicht in Worte fassen, wie leid es mir tut. (...) Ich habe durch mein Verhalten Existenzen ruiniert und Menschen um ihr Geld gebracht." Sie hätte zu Beginn als 19-Jährige zu Pucher "Nein" sagen müssen, als er das erste Mal ein "rechtswidriges Ansinnen" an sie herangetragen habe. Dann hätte sich dieser jedoch "jemand anders gefunden", meinte sie weiters.
Strafausmaß in Augen von Anwalt zu hoch
Dass der ehemalige Bankchef nun nicht verhandlungsfähig ist und selbst nicht vor Gericht steht, dazu sagte Klikovits: "Mir steht nicht das Recht zu, über andere Menschen zu urteilen. Jeder muss in dem Verfahren für sich selbst entscheiden, ob er zu seinen Fehlern steht und dafür Verantwortung übernimmt."
Klikovits Anwalt Johann Pauer wiederum hielt im "Standard" das Strafausmaß für seine Mandantin zu hoch: "Wenn man für aktive Mitarbeit also de facto keine Minderung, wegen langer Verfahrensdauer aber eine beträchtliche Strafmilderung bekommt, wird kein Strafverteidiger dieser Welt mehr Mandanten ernsthaft zu einem Geständnis raten oder zu einem Beitrag zur Wahrheitsfindung."
(APA/Red)