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Fürs Leben zu jeder Stunde

©VMH/Philipp Steurer
Notärztin Dr. Sandra Bertsch rettete dem Tankstellen-Opfer das Leben. Doch kämpfen tut sie für jedes Leben.

Lebensrettung. „Bitte schrei­ben Sie, dass ich Notärztin im Hauptberuf bin. Nicht einfach nur nebenher.“ Gerne. Was Dr. Sandra Bertsch an Korrektheit und Vollständigkeit berücksichtigt haben will, lebt sie schließlich selbst zu hundert Prozent in ihrem Alltag.

Nicht wirklich Alltag

Wobei der Begriff Alltag bei ihrem Tages- und Nachtwerk ein gewagter Ausdruck ist. Denn der Job der 41-jährigen Frastanzerin ist alles andere als alltägliche Routine. Das Klingeln ihres Handys kann die Medizinerin von einer Sekunde auf die andere in hochdramatische Situationen führen. Situationen mit Sein- oder Nichtsein-Charakter. Für ihre Klienten. Sie habe jetzt nicht die Statistik im Kopf, um exakt sagen zu können, wie oft es bei ihren Einsätzen schon um Leben oder Tod gegangen sei. „Es sind ja oft auch weniger dramatische Einsätze.“ Allerdings: Selten wissen Sandra Bertsch und ihr Team, was auf sie zukommt. „Du denkst dir, es wird nicht so schlimm. Dann wird es ganz schlimm. Oder du denkst: Es wird ein einfacher Einsatz, und dann kommt das Gegenteil heraus.“

Widrige Bedingungen

Und trotzdem: Es gefällt Sandra Bertsch, Notfallärztin zu sein. Schon am Beginn ihrer medizinischen Ausbildung fand sie Gefallen an diesem Fach. Als sie noch mit anderen unterwegs war und viel lernte. „Was mich fasziniert, ist die Abwechslung bei dieser Tätigkeit. Du kommst mit so vielen anderen medizinischen Fachbereichen in Berührung. Du hast dein Team um dich herum. Deine Patienten kommen aus allen Altersschichten.“ Gewiss sei die Arbeit oft sehr schwierig. „Weil wir in Eiseskälte genauso arbeiten müssen wie wenn es in der Sonne 50 Grad auf einen Straßenasphalt brennt. Oft sind unsere Bewegungsspielräume auch sehr eingeschränkt. Je nach Ort, wo du bist, kannst du dich kaum umdrehen, musst auf engstem Raum agieren.Die Verhältnisse sind immer andere und man muss sich darauf einstellen.

Sie spielt Cello

Konsequenz und Genauigkeit zählt Sandra Bertsch zu ihren hervorstechendsten Charaktereigenschaften. Dabei kanns die Frastanzerin auch sehr gefühlsbetont. Sie ist musikalisch, spielt Cello und Flöte. „Klassisch“, wie sie hinzufügt. „Und in der Klassik geht alles auch nach einem strikten Muster.“ Dinge in jeder Lebenssituation unter Kontrolle zu haben, ist ihr wichtig. Das bezieht sich auch auf ihr Hobby, das Motorradfahren. Erst seit wenigen Jahren macht sie das. Und nicht deswegen, um sich am Rausch der Geschwindigkeit zu ergötzen. „Ich genieße es und fahre deshalb sehr vorsichtig und vorausschauend. Ich weiß ja um die Gefahren.“ Ihr Einsatz vom vergangenen Donnerstag, als sie den 30-jährigen Türken nach dem Schussangriff das Leben rettete, gehört zu den eher ungewöhnlicheren. „Menschen mit Schussverletzungen treffen wir meistens tot an. Weil es sich dabei oft um Suizid-Fälle handelt.“

zur Person

Dr. Sandra Bertsch Geboren: 31. Juli 1969 Beruf: Notärztin Wohnhaft: Dornbirn Familie: Ledig Hobbys: Motorradfahren, Wassersport, Lesen Lieblingsspeise: Thailändische Küche

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