AA

Friek: Von der Wiener Studenten-Band zur Family-Mannschaft

Auftritt bei der Regenbogenparade am Heldenplatz
Auftritt bei der Regenbogenparade am Heldenplatz ©FRIEK
Friek war in den letzten Jahren fester Bestandteil der Regenbogenparade. Heuer gibt es wegen einer Babypause keinen Auftritt. Im Interview mit Vienna Online erzählt Sängerin Luisa Thum von der Einzigartigkeit des Events, schildert ihre Eindrücke der Wiener Musik-Szene und erklärt, welchen Weg die Band mit dem zweiten Album nun beschreitet.
Bilder der Band
Friek auf Facebook!

Wie oft habt ihr bei der Regenbogenparade gespielt?

Luisa Thum: Wir haben bisher zwei Mal bei der Regenbogenparade gespielt -  letztes Jahr am Schwarzenbergplatz und das Jahr davor am Heldenplatz, jeweils auf der riesigen Bühne im Rahmen der Abschlusskundgebung.

Warum heuer nicht -  private Gründe, oder lasst ihr Newcomern den Vortritt?

Luisa Thum: Beides! Für neugierige Nasen, hier die privaten Gründe ganz offiziell: Ich bekomme im Oktober ein Baby (es rockt zwar schon im Bauch, aber wirklich große Konzerte sind daher bis Ende dieses Jahres eher schwer planbar), unser Schlagzeuger heiratet, ein Gitarrist wurde zum zweiten Mal Vater und ein anderer hat leider gesundheitliche Probleme. Aber unser Bassist ist fit wie eh und je! Wir sind also von der Studentenband zur Family-Mannschaft mutiert, was aber dem Spaß an der Musik keinen Abklang tut -  sondern im Gegenteil, eine willkommene Abwechslung zum Alltag ist.

Wir wurden aber von den Veranstaltern der Regenbogenparade gefragt, ob wir eine Newcomer Band empfehlen könnten, die gut ins Programm passen würde. Ich werde das Spektakel also heuer von der anderen Seite aus genießen.

Wie würdest du das besondere Feeling, bei der Regenbogenparade zu spielen, beschreiben?

Luisa Thum: Erstens: Das Publikum ist jedes Mal in unglaublich guter Partylaune und trotzt jedem Wind und Wetter. Egal ob es blitzt und donnert -  so wie 2008 -  oder es so heiß ist, dass ich vom Laufen auf dem heißen Bühnenboden Blasen an den Füßen bekomme (ich singe am liebsten barfuß).

Zweitens: Man steht als Künstler im Dienst einer guten Sache. Solche Events sind enorm wichtig, um Themen wie Homosexualität einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen und die Scheu vor dem Kontakt zu verlieren. Ja, ein Auftritt bei der Regenbogenparade ist nicht unpolitisch.

Drittens: Es ist einfach ein fantastisches Gefühl vor so vielen Menschen spielen zu dürfen, die Begeisterung zu spüren, mitreißen zu können, die Freude an der Musik zu vermitteln. Wenn man Leute vor sich sieht, soweit das Auge reicht, fühlt man sich wie eine besondere Welle auf einem gewaltigen Meer.

Derzeit steckt ihr eure volle Konzentration in das neue Album…

Luisa Thum: Ja, unser zweites Album ist längst überfällig -  Ende des Jahres soll es fertig sein. Wir haben ca. 25 unveröffentlichte Wahnsinns-Songs, die wir teilweise schon bei Konzerten gespielt haben, und nur darauf warten, fertig produziert zu werden. Natürlich können wir nicht alle auf’s nächste Album packen, aber unsere Auswahl wird eine wilde Mischung an allem, was uns halt so gefällt. Es steckt sehr viel Arbeit hinter so einem Projekt -  das ist ja quasi das “Baby” einer jeden Band und da wir unsere Brötchen leider auch mit Dingen jenseits der Musik verdienen müssen, möge man uns die längere Wartezeit verzeihen.

Die erste Single ist bereits fertig. Wann wird sie auf dem Markt sein?

Luisa Thum: Unsere erste Single heißt “Una Volta” -  und ist diesmal etwas ganz anderes. Wir begrüßen den Sommer mit einem selbstgebastelten Italo-Hit alà Luisa Leone feat. friek und hoffen, dass es sich mit der Veröffentlichung auch noch ausgeht. Online ist Una Volta bereits auf unserer Facebook-Seite zu hören. Bezüglich download müssen wir noch mit dem Vertrieb reden.

Ihr habt schon einen langen Weg hinter euch. Warum hat es damals (2007) nicht sollen sein? Den Sprung nach Deutschland und einen Plattenvertrag hattet ihr ja bereits in der Tasche, oder?

Luisa Thum: 2007 waren wir knapp vor dem Sprung zum großen Business. Wir waren dort angelangt, wo aus dem Hobby tatsächlich Arbeit wurde und viele Tätigkeiten ausgelagert wurden (Plattenfirma, Fotograf, Management, Booking, etc.). Außerdem waren plötzlich an der Marke friek nicht mehr nur fünf Freunde beteiligt, sondern ein Haufen anderer -  mehr oder weniger verlässlicher -  Personen. Leider haben wir uns zu sehr auf andere verlassen und vieles aus der Hand gegeben, was sich dann später als große Seifenblase entpuppt hat. Um es kurz zu fassen: Es hat sich einfach verlaufen….und in Österreich läuft man dann ohnehin immer wieder den selben Musik-Menschen über den Weg. Jetzt sind wir wieder “back to the roots” angekommen und machen alles selbst und auch nur mehr so, wie es uns gefällt.

Deshalb habt ihr ja auch euren eigenen Proberaum.

Luisa Thum: Genau! Wir haben unseren kleinen Band-Traum erfüllt und unseren eigenen Proberaum mit Studio-Möglichkeiten gebaut. Das war vor allem technisch eine große, neue Herausforderung für uns, die sich aber hoffentlich lohnen wird. Von nun an heißt es keine Schlepperei mehr, kein Kabel-Schwund von anderen Mi(e)t-Bands, keine Platzprobleme, usw. Jetzt heißt es einfach einstecken und spielen! Aber wo unsere friek-Insel ist, wird nicht verraten, sonst stürmen unsere Fans ja haufenweise unsere Hit-Fabrik (lacht).

Hängt der eingeschlagene Weg mit eurer Band-Philosophie zusammen?

Luisa Thum: Jein -  wir sind eigentlich alle keine Philosophen sondern machen Musik einfach aus Freude am Spielen. Friek ist Freu(n)de. Wir wollen uns auch morgen noch in den Spiegel schauen können -  im Bewusstsein unsere Seele nicht verkauft zu haben. Lieber vor 50 Fans mit Herz spielen, denen das taugt, was wir machen,  als vor 500 Möchtegerns, die nur gesehen werden wollen. Insofern könnte unser Weg doch eine Art Band-Philosophie sein.

Wie gestaltet sich die Musik-Szene in Wien aus deiner Sicht?

Luisa Thum: Für Musiker ist sie klein, verzwickt, teilweise mit falschen Akzenten (also Konzentration, Förderung von mittelklassiger Musik -  während da draußen so viele großartige Musiker herumlaufen). Für die Konsumenten besteht allerdings ein großes Live-Angebot mit teilweise tollen Gratis-Events.

Habt ihr Band-Freundschaften?

Luisa Thum: Intern, ja, alle mit allen und zu anderen Bands auch. Aber Freundschaften mit anderen Bands beziehen sich meistens dann doch irgendwie letztlich rein auf das Musikalische. Immer wieder gern gesehen sind: Mondscheiner (waren), Russkaja, Zweitfrau, Kontrust, Emanuel Treu, Tyler… uvm.

Wann gibt es euch wieder live zu sehen?

Luisa Thum: Lass mich eine realistische Schätzung abgeben: Dezember 2010 -  in der Pause von der Babypause. Und dann feiern wir die ganze Nacht, die ganze…!

Interview: Thomas Baumann

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Friek: Von der Wiener Studenten-Band zur Family-Mannschaft
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen