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Friedenstruppe mit Jubel empfangen

Unter großem Jubel sind rund zwei Monate nach Wiederbeginn der Kämpfe in Liberia die ersten Soldaten der internationalen Friedenstruppe ECOMIL in Monrovia eingetroffen.

Kurz nach ihrer Landung am Montag sicherten die ersten 40 Soldaten den Flughafen Robertsfield. Sie sind Teil eines Vorauskommandos von rund 1500 nigerianischen Soldaten, die bis Ende August von rund 1700 Soldaten aus anderen Mitgliedstaaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) verstärkt werden sollen.

Die Rebellenbewegung LURD kündigte ihren Rückzug aus Monrovia an, sobald die ECOMIL dort stationiert ist. Nigerias Außenminister Oluremi Adeniji traf Liberias Staatschef Charles Taylor.

Hunderte Menschen begrüßten die Soldaten am Flughafen und riefen begeistert „Willkommen“ und „Wir wollen Frieden, nie wieder Krieg“. Die ECOMIL-Vorhut soll strategisch wichtige Punkte der umkämpften Hauptstadt und vor allem bisher blockierte Hilfslieferungen sichern. Nach den Worten eines UNO-Offiziers wird die Aufbauphase der Truppe etwa acht Tage dauern. Mindestens acht Transporte täglich seien geplant; danach werde die Stationierung in langsameren Intervallen fortgesetzt.

Nigerias Außenminister Oluremi Adeniji, der im Gefolge der ECOMIL-Soldaten in Monrovia eintraf, informierte Taylor in dessen Privatresidenz umgehend über die beginnende Stationierung. Nigeria hatte Taylor Exil angeboten. Dieser will jedoch nur bei freiem Geleit weichen. Seinen Rücktritt hatte er für kommenden Montag angekündigt. Wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit droht Taylor der Prozess vor einem UNO-Sondergericht in Sierra Leone.

„Sobald die Friedenstruppen in der Stadt und in der Lage sind, die Zivilisten zu schützen, werden wir uns zurückziehen“, bekräftigte LURD-Chef Sekou Damate Conneh. Nach dem Rückzug Taylors und dem Amtsantritt einer Übergangsregierung werde seine Bewegung mit ihrer Entwaffnung beginnen und alle Kindersoldaten aus ihrem Dienst entlassen, sagte Conneh der Nachrichtenagentur AFP. Seit fast fünf Jahren führen die „Vereinigten Liberianer für Versöhnung und Demokratie“ einen blutigen Krieg gegen Taylor und seine Anhänger, bei dem mehr als 200.000 Menschen getötet wurden.

US-Botschafter John Blaney erklärte zur Begrüßung der ECOMIL-Vorhut, dass „eine neue Seite in der Geschichte Liberias aufgeschlagen“ worden sei. Er bestätigte, dass sich die LURD zum Rückzug hinter den Fluss Po, der von den USA vorgeschlagenen Demarkationslinie nördlich von Monrovia, bereit erklärt habe. Angesichts ihrer katastrophalen Lage knüpfen die Menschen in Liberia große Hoffnungen an den Friedenseinsatz. „Erst jetzt können wir daran glauben, dass der Frieden für unser Land nicht mehr weit entfernt ist“, schluchzte ein Flüchtling zur Nachricht über die Ankunft der ersten ECOMIL-Truppen.

Der Erzbischof von Monrovia, Michael Kpakala Francis, bat Deutschland um „humanitäre Unterstützung für die Versöhnung, Rehabilitation und Reintegration der Jugend von Liberia“. Die Rebellenbewegungen hätten mit dem Einsatz von Kindersoldaten eine ganze Generation traumatisiert, sagte Francis dem Hilswerk Misereor. Ein weiteres Problem seien Kleinwaffen. Ein erstes von der britischen Hilfsorganisation „Save the Children“ gechartertes Flugzeug mit Nahrungsmitteln und Medikamenten an Bord traf unterdessen in Monrovia ein.

Am Freitag hatte der UNO-Sicherheitsrat die Entsendung einer Friedenstruppe in das westafrikanische Bürgerkriegsland beschlossen. Aufgabe der Mission ist der Schutz von Zivilisten sowie die Überwachung des Waffenstillstandsabkommens zwischen den Rebellen und den Regierungstruppen.

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