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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Der in seiner Heimat angefeindete türkische Schriftsteller Orhan Pamuk (53) erhält am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse.

Der derzeit international bekannteste Schriftsteller seines Landes wird für sein Bemühen um eine Annäherung von muslimischer Türkei und modernem Europa geehrt. Die seit 1950 verliehene Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. Pamuk, der sich im Dezember vor einem Istanbuler Gericht wegen „Herabsetzung des Türkentums“ verantworten muss, gehe wie kein anderer Dichter den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nach.

So hatte der Stiftungsrat des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels seine Wahl im Juni begründet. Zugleich trete Pamuk immer wieder für Menschen- und Minderheitenrechte ein und beziehe Stellung zu den politischen Problemen seines Landes. Der vor allem durch historische Romane bekannt gewordene Pamuk hatte den Hass türkischer Nationalisten auf sich gezogen, als er in einem Interview mit dem Züricher „Tagesanzeiger“ im Februar dieses Jahres an die Massaker an „einer Million Armenier“ 1915/1916 im Osmanischen Reich erinnerte. Ein Bezirksstaatsanwalt in Istanbul hat ihn deswegen angeklagt.

Mit großer Spannung wird am Sonntag die Rede Pamuks erwartet, der sich bereits am Samstag auf der Buchmesse der Presse stellt. In einigen deutschen Zeitungen war Pamuk in den vergangenen Tagen vorgeworfen worden, er habe – möglicherweise unter dem Eindruck des bevorstehenden Prozesses – seine kritischen Äußerungen abgeschwächt. In einem Interview mit CNN-Türk wehrte sich Pamuk vor wenigen Tagen gegen die „Vaterlandsverräter-Kampagne“ und sagte, er habe weder vom „Völkermord“ an den Armeniern im damaligen Osmanischen Reich gesprochen noch habe er „den Türken“ die Schuld zugewiesen. Er stehe aber zu seinen Aussagen, die er im Februar gemacht habe.

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