Das Nobel-Komitee teilte am Freitag in Oslo mit, beide erhielten den Preis für ihre Bemühungen, das Wissen um den vom Menschen verursachten Klimawandel zu verbreiten. Gore zeigte sich zutiefst geehrt und kündigte an, seinen Anteil des Preisgeldes dem von ihm selbst geführten Bündnis für Klimaschutz (Alliance for Climate Protection) zur Verfügung zu stellen. IPCC-Chef Rajendra Pachauri sagte, er hoffe auf eine erhöhte Aufmerksamkeit für den Kampf gegen den Klimawandel.
Ich bin zutiefst geehrt, den Nobelpreis zu erhalten, erklärte Gore in Washington. Die Auszeichnung sei für ihn noch bedeutender, weil er sie gemeinsam mit dem Weltklimarat erhalte, dessen Mitglieder über viele Jahre ausdauernd und selbstlos gearbeitet hätten. Der 59-Jährige nannte die Erderwärmung einen Notfall für den Planeten. Die Klimakrise ist kein politisches Thema, sondern eine moralische Herausforderung für die gesamte Menschheit, erklärte er.
Gore sei vermutlich der Mensch, der weltweit am meisten für ein besseres Verständnis des Klimawandels und der nötigen Gegenmaßnahmen geleistet habe, erklärte das Komitee. Dessen Vorsitzender, Ole Danbolt Mjoes, sagte, die Auszeichnung für Gore sei nicht als Angriff auf die Regierung von US-Präsident George W. Bush zu verstehen. Aber im Hinblick auf die US-Präsidentschaftwahlen 2008 sagte er: Ich unterstütze alle, die für Veränderungen eintreten.
Gore war 1993 bis 2001 Stellvertreter des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton gewesen. Bei der Präsidentschaftswahl für Clintons Nachfolger im Jahr 2000 unterlag er dem derzeit amtierenden Präsidenten George W. Bush. Er hatte im heurigen Jahr mit dem Dokumentarfilm Eine unbequeme Wahrheit (An Inconvenient Truth) über den Klimawandel auch einen Oscar gewonnen.
Der IPCC, ein 1988 geschaffenes Gremium im Rahmen der UNO, habe mit seinen wissenschaftlichen Berichten einen breiteren Konsens für den Zusammenhang zwischen menschlichen Aktivitäten und der globalen Klimaerwärmung herbeigeführt, hieß es in der Begründung weiter. Den Wissenschaftlern sei es zu verdanken, dass mittlerweile sehr verlässliche Daten und Prognosen zum Klimawandel verfügbar seien.
Ich kann es nicht glauben. Ich bin überwältigt, sagte IPCC-Chef Pachauri vor seinem Büro in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. Er erwarte, dass der Klimawandel nun in den Vordergrund rücke und dass ein Gefühl der Dringlichkeit entstehe. Diese Nachricht sollte jeden erreichen, in Industrie- und Schwellenländern. Wir sitzen alle im gleichen Boot, sagte Pachauri und mahnte: Wir müssen sicherstellen, dass der Klimawandel keine Plage für die Bewohner des Planeten wird.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, das außergewöhnliche Engagement des früheren US-Vizepräsidenten Gore sei ein Beispiel für die wichtige Rolle, die jeder Einzelne bei der Bewältigung weltweiter Probleme spielen könne. In Brüssel gratulierte EU- Kommissionspräsident José Manuel Barroso dem US-Politiker: Ihre Beiträge zur Vorbeugung des Klimawandels haben das Bewusstsein in der ganzen Welt erhöht.
In Österreich begrüßten Bundesregierung und Parlamentsparteien einhellig die Entscheidung. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) sprach in einer Aussendung von einer Ermahnung und Ermunterung an alle Staaten, eine konsequente Klimapolitik im Sinne der Nachhaltigkeit zu betreiben. Umweltminister Josef Pröll (V) sagte, Gore habe großen Anteil daran, dass der Klimawandel weltweit im Bewusstsein der Menschen eine bedeutende Rolle spielt. Für Grünen-Chef Alexander Van der Bellen ist die Auszeichnung eine Anerkennung dafür, dass der Klimawandel auch eine Bedrohung für Sicherheit und Frieden sein kann.
Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert. Er wird traditionell am 10. Dezember in Oslo überreicht. Im vergangenen Jahr erhielten der Bankier Mohammed Yunus aus Bangladesch und dessen Grameen-Bank die Auszeichnung für ihre Mikrokredite an arme Menschen. Das Nobelkomitee hatte schon 2004 mit der Vergabe an die Kenianerin Wangari Maathai Engagement für den Umweltschutz ausgezeichnet.