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Friedensgespräche: Lawrow wirft Kiew Sabotage vor

Lawrow warf Kiew Sabotage der Friedensverhandlungen vor.
Lawrow warf Kiew Sabotage der Friedensverhandlungen vor. ©REUTERS
Die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine wurden fortgesetzt. Russlands Außenminister Sergej Lawrow wirft der Ukraine nun aber Verzögerung und Sabotage vor.

"Die Ukraine hat in der Verhandlungsgruppe ihren neuen Entwurf einer Vereinbarung vorgestellt, in dem sie offen von grundlegenden Bestimmungen abrückt, die beim Treffen am 29. März in Istanbul festgelegt wurden und unter der die Unterschrift des ukrainischen Delegationschefs (David) Arachamija steht", sagte Lawrow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge.

Ukraine soll neuen Entwurf vorgelegt haben

Die Ukraine habe sich dabei zu einem blockfreien, neutralen Status verpflichtet und versichert, internationale Militärübungen auf ihrem Territorium nur mit Zustimmung aller künftigen Garantiemächte durchzuführen, darunter auch Russland, betonte Lawrow. In der neuen Fassung der Vereinbarung hingegen spreche Kiew nur noch von der "Mehrheit der Garantiemächte" und Russland werde nicht mehr erwähnt, klagte der russische Chefdiplomat.

Als einen Grund für Kiews angebliche Verzögerungstaktik nannte Lawrow, dass die Regierung dort "von Washington und dessen Verbündeten" kontrolliert werde, die kein Interesse an einem Friedensschluss hätten.

Friedensverhandlungen zwischen Russland und Ukraine angespannt

"Diese Unfähigkeit, sich zu einigen, unterstreicht einmal mehr Kiews wahre Absichten, seine Position, die Gespräche hinauszuzögern und sogar zu untergraben, indem es sich von den erreichten Vereinbarungen entfernt", sagte Lawrow laut Nachrichtenagentur Reuters und fügte hinzu, dass Kiews Vorschläge "inakzeptabel" seien.

Kreml wünscht sich schnellere Friedensgespräche

Der Kreml erklärte, dass die Friedensgespräche zwischen Moskau und Kiew nicht so schnell voranschreiten würden, wie man sich es wünsche, und beschuldigte den Westen, die Verhandlungen zu behindern, indem er sich auf Vorwürfe von Kriegsverbrechen konzentriere, welche Moskau bestreitet.

Aus der Ukraine gab es zunächst keine Stellungnahme. Kiew hatte erklärt, dass Verhandlungen notwendig seien, man aber nicht bereit sei, seine Souveränität und territoriale Integrität aufzugeben.

Lawrow sagte, Russland sei daran interessiert, die Gespräche fortzusetzen und seine eigenen Forderungen zu sichern. "Trotz aller Provokationen wird die russische Delegation den Verhandlungsprozess fortsetzen und auf unseren eigenen Vertragsentwurf drängen, der unsere ursprünglichen und wichtigsten Positionen und Anforderungen klar und vollständig umreißt", sagte er.

Belarus will in Verhandlungen einbezogen werden

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bestand unterdessen darauf, dass sein Land in die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine einbezogen wird. "Es darf keine separaten Vereinbarungen hinter dem Rücken von Belarus geben", zitierte die belarussische Nachrichtenagentur Belta Lukaschenko. Er gehe davon aus, in den kommenden Tagen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Gespräche zu führen. Belarussische Streitkräfte beteiligen sich nach Angaben Lukaschenkos nicht an dem Krieg in der Ukraine und würden dies auch künftig nicht tun.

Türkei: Butscha "überschattet" Friedensverhandlungen

Die Türkei sieht die unter ihrer Vermittlung zustande gekommenen Gespräche zwischen der Ukraine und Russland durch die Berichte über Gräueltaten in Kiewer Vororten beeinträchtigt. "Die Bilder aus Butscha, Irpin und anderen Regionen sind nicht hinnehmbar. Diese Szenen haben die Verhandlungen überschattet", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag nach einem Treffen mit NATO-Kollegen in Brüssel.

Die Türkei hat zwei Mal ukrainische und russische Unterhändler für Verhandlungen empfangen. Nach Gesprächen in Istanbul Ende März hatte Russland den Rückzug aus nördlichen Gebieten in der Ukraine erstmals angedeutet. Die Ergebnisse waren auch in Kiew zunächst vorsichtig positiv bewertet worden, recht schnell warf die ukrainische Führung Moskau jedoch ein Täuschungsmanöver vor.

Der Abzug der russischen Truppen aus Gebieten, die wochenlang unter ihrer Kontrolle gestanden hatten, offenbarte dann zahlreiche Gräueltaten. Im Kiewer Vorort Butscha wurden dutzende Leichen gefunden. Die Ukraine wirft Russland Kriegsverbrechen gegen Zivilisten vor, Russland dementiert dies vehement. Cavusoglu ging dennoch davon aus, dass Kiew und Moskau für ein erneutes Treffen in Istanbul bereit seien.

(APA/Red)

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