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Frieden nicht unmöglich

Das letzten Rundschreibens des 1963 verstorbenen Papstes Johannes XXIII., "Pacem in terris", steht im Mittelpunkt der Botschaft von Papst Johannes Paul II. am 1. Jänner 2003.

In der Zeit des fünfjährigen Pontifikats von Johannes XXIII., der knapp zwei Monate nach der Veröffentlichung von „Pacem in terris“ starb, habe es große Konflikte in der Welt gegeben: die Kuba-Krise, die Berlin-Krise, die Ost-West-Konfrontation mit der Drohung des Einsatzes von Atomwaffen, totalitäre Systeme, Nachwirkungen einer blutigen Kirchenverfolgung. Johannes XIII. habe dennoch „nicht die Meinung derjenigen geteilt, die den Frieden in den Bereich des Unmöglichen rückten“, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten päpstlichen Botschaft.

Johannes XXIII. sei überzeugt gewesen, dass die Würde des Menschen „in vielen Teilen der Welt noch immer mit Füßen getreten“ werde, dass jedoch insgesamt die großen Bewegungen der damaligen Zeit – Ende des Kolonialismus, Entstehung neuer unabhängiger Staaten, Gewerkschaftsbewegung, Gleichberechtigung der Frauen – vom gestärkten Bewusstsein zeugten, dass „alle Menschen in der Würde ihrer Natur unter sich gleich sind“. Und die Menschen zeigten auch immer mehr Offenheit „für den inhaltlichen Reichtum der vier ’Säulen des Friedens’: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit“, schreibt Johannes Paul II. Bei diesen „Säulen“ handle es sich „nicht einfach um abstrakte Ideen“, vielmehr seien diese Ideen „mit umfassenden praktischen Konsequenzen“ verbunden.

In prophetischer Weise habe Johannes XXIII. die Achtung der Menschenrechte als „universale Forderung“ unterstrichen. Trotz vieler Fortschritte gebe es heute eine „Besorgnis erregende Schere zwischen einer Reihe neuer Rechte, die in den hoch technisierten Gesellschaften gefördert werden, und den elementaren Menschenrechten, denen vor allem in unterentwickelten Gebieten immer noch nicht voll Genüge geleistet wird“, stellt Johannes Paul II. fest. Ausdrücklich erwähnt der Papst in diesem Zusammenhang das „Recht auf Nahrung, auf Trinkwasser, auf Unterkunft“. Mit Bedauern registriert Johannes Paul ein „häufiges Zögern“ der internationalen Gemeinschaft bei ihrer Pflicht, diese Menschenrechte zu achten und umzusetzen.

Unter Berufung auf Johannes XXIII. widerspricht Johannes Paul II. energisch der Vorstellung, „dass die Weltpolitik in einer Art ’Freizone’ angesiedelt sei, in der das Sittengesetz keinerlei Macht hätte“. Der Nahost-Konflikt unterstreiche die Notwendigkeit eines „korrekten Umgangs mit der politischen Macht“. Seit Jahren habe „der Kumulierungseffekt einer verschärften gegenseitigen Ablehnung und einer schier endlosen Kette von Gewalttaten und Racheakten bisher jeden Versuch eines ernsthaften Dialogs“ verhindert. Die Lage im Heiligen Land werde in Folge von Interessenkonflikten innerhalb der Völkergemeinschaft noch dramatischer. Der „Bruderkrieg“ im Heiligen Land hebe den dringenden Bedarf an Menschen hervor, die von der Notwendigkeit einer auf die Achtung der Würde und der Rechte der Person gegründeten Politik überzeugt seien, hob der Papst hervor.

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