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Freigelassene US-Bürger sahen sich als "Geiseln" Teherans

Die beiden vom Iran vor kurzem freigelassenen US-Bürger sind nach eigener Einschätzung "Geiseln" der Machthaber in Teheran gewesen. "Es war uns von Anfang an klar, dass wir Geiseln waren", sagte Josh Fattal am Sonntag in New York, nachdem er wenige Stunden zuvor zusammen mit Shane Bauer in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt war.

“Das beschreibt es am besten, denn obwohl eindeutig klar war, dass wir unschuldig waren, hat der Iran unseren Fall stets mit seinen politischen Auseinandersetzungen mit den USA verknüpft.”

Bauer sagte, die Festnahme am 31. Juli 2009 in den Bergen an der irakisch-iranischen Grenze habe nichts mit einem illegalen Grenzübertritt zu tun gehabt, wie es die iranischen Behörden angaben. “Wir wurden aufgrund unserer Nationalität festgehalten“, sagte Bauer. “Wir wissen nicht, ob wir die Grenze überquert haben. Wir werden es wahrscheinlich nie wissen. Aber selbst wenn wir den Iran betreten haben, dann war das nie der Grund für die iranischen Behörden, uns so lange festzuhalten.”

Über zwei Jahre in iranischer Haft

Fattal und Bauer verbrachten 781 Tage in iranischer Haft. Im August waren sie wegen Spionage und illegalem Grenzübertritt vom Teheraner Revolutionsgericht zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am vergangenen Mittwoch hatten die iranischen Behörden sie dann freigelassen. Die mit ihnen festgenommene Verlobte Bauers, Sarah Shourd, war aus gesundheitlichen Gründen bereits vor einem Jahr freigekommen.

Die zwei freigelassenen US-Bürger haben die “Brutalität” des Teheraner Regimes verurteilt. Shane Bauer und JoshFattal kritisierten aber auch “Menschenrechtsverletzungen” seitens der US-Regierung, die von solchen Staaten als Rechtfertigung für die Misshandlung von Amerikanern benutzt würden.

Die im Iran wegen Spionage verurteilten Männer waren in der vergangenen Woche gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von insgesamt einer Million US-Dollar (745.000 Euro) freigelassen worden. Zunächst waren Bauer und Fattal nach Oman geflogen worden. Über London kamen sie nun auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen in New York an.

Sie hätten während ihrer fast 26 Monate langen Haft “eine Kostprobe von der Brutalität des iranischen Regimes erhalten”, sagte Bauer vor Journalisten in New York. Weder seien ihnen Besuche von Schweizer Diplomaten, die im Iran die US-Interessen vertreten, noch von ihrem Anwalt gestattet worden. Sie seien “in fast totaler Isolation von der Welt und allem, was wir lieben, gehalten worden; unserer Rechte und Freiheiten entzogen”, beschrieb Bauer.

Hungerstreik für Briefe

“Wir mussten mehrfach in Hungerstreik treten, nur um Briefe von unseren Angehörigen zu erhalten”, sagte Fattal. “Häufig, viel zu häufig, hörten wir die Schreie anderer Häftlinge, die geschlagen wurden, und wir konnten nichts tun.”

Wenn sie die Wachen auf die Behandlung ansprachen, hätten diese auf “vergleichbare Bedingungen” im US-Gefangenenlager Guantanamo verwiesen. “Wir glauben nicht, dass solche Menschenrechtsverletzungen seitens unserer Regierung die Behandlung von Häftlingen im Iran rechtfertigen”, sagte Bauer. Sie lieferten aber “anderen Regierungen, darunter der des Iran, eine Entschuldigung” für die Misshandlung von US-Bürgern. (APA)

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