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Frederic Morton wird 80

Morton, ein gebürtiger Wiener, gilt als Meister der sanften Satire und des einfühlsamen Erzählens. Der Autor von Bestsellern wie "Die Rothschilds, ein Porträt der Dynastie" und "Ewigkeitsgasse" lebt in New York und wird am 5. November 80 Jahre alt.

In vielen Bücherregalen diesseits und jenseits des Ozeans stehen der Bestseller „Die Rothschilds, ein Porträt der Dynastie“ und die Wien-Bände „Schicksalsjahr Wien 1888/1889“, „Ewigkeitsgasse“ und „Wetterleuchten 1913/1914“.

Der in New York lebende Erfolgsschriftsteller, auch einer der wichtigsten Autoren des Deuticke-Verlags, wurde als Fritz Mandelbaum geboren und musste mit fünfzehn Jahren aus seiner Heimatstadt flüchten. Morton feiert morgen, Freitag, 5. November, seinen 80. Geburtstag.

Bäcker, Literat und Journalist

Mandelbaum wurde 1924 in Wien als Sohn eines Fabrikanten geboren. 1939 emigrierte er nach London, 1940 in die Vereinigten Staaten. Dort arbeitete der angehende Student der Nahrungsmittelchemie zunächst als Bäcker. Als Schüler der New School for Social Research in New York kam Mandelbaum mit der deutschsprachigen Exilliteratur in Kontakt. Seit 1947 erschienen literarische und journalistische Arbeiten in Buchform, aber auch in Zeitungen und Magazinen wie der „New York Times“, „Esquire“, „Playboy“, „The Atlantic“ und „Hudson Review“.

Der Durchbruch gelang Morton 1962 mit dem Roman „Die Rothschilds“, der in mehreren Ländern in den Bestsellerlisten stand und als Vorlage für ein Broadway-Musical diente. „Crosstown Sabbath – Über den Zwang zur Unrast“, eine „Reisebeschreibung“ der hektischen Metropole New York, wurde vom ORF unter der Regie Curt Faudons verfilmt. 2002 wurde sein „Ewigkeitsgasse“ in Wien als Gratisbuch im Rahmen der Aktion „Eine Stadt – ein Buch“ in einer Anzahl von 100.000 Stück verteilt.

Versuch, “ich-besessenen zukunftsbangen Neurosen” entgegenzutreten

Weitere Werke Mortons, die mit psychologischer Einfühlsamkeit und sprachlicher Genauigkeit ein Millionenpublikum erobert haben: „Dunkle Leidenschaften“, „Die Affäre Schatten“, „Snow Gods“ und „Geschichten aus zwei Welten“. 2001 erhielt Morton die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, und 2003 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. In seiner Rede dankte Morton damals auch seiner „zweiten Heimat Amerika“. Was er schreibe, sei auch der „Versuch, den Ich-besessenen zukunftsbangen Neurosen des 21. Jahrhunderts entgegenzutreten“, meinte Morton weiters, der auf dunkle Aspekte hinwies, die sich zunehmend auf Amerika und die übrige Welt auswirkten.

In einem heute erschienen Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“ meinte Morton zur Wiederwahl von US-Präsident George Bush:
„Ausschlaggebend war die Furcht des amerikanischen Volkes, das so verunsichert war, dass die Menschen die Unsicherheit eines neuen Präsidenten nicht auf sich nehmen wollten. Sie wissen um Bushs Schwächen, doch er ist eine bekannte Größe. Das deutsche Wort ’Angst’ ist Teil des amerikanischen Vokabulars“. Und weiter: „Aber der Spruch ’Don’t change horses in midstream“ wirkt“.

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