In vielen Bücherregalen diesseits und jenseits des Ozeans stehen der Bestseller Die Rothschilds, ein Porträt der Dynastie und die Wien-Bände Schicksalsjahr Wien 1888/1889, Ewigkeitsgasse und Wetterleuchten 1913/1914.
Der in New York lebende Erfolgsschriftsteller, auch einer der wichtigsten Autoren des Deuticke-Verlags, wurde als Fritz Mandelbaum geboren und musste mit fünfzehn Jahren aus seiner Heimatstadt flüchten. Morton feiert morgen, Freitag, 5. November, seinen 80. Geburtstag.
Bäcker, Literat und Journalist
Mandelbaum wurde 1924 in Wien als Sohn eines Fabrikanten geboren. 1939 emigrierte er nach London, 1940 in die Vereinigten Staaten. Dort arbeitete der angehende Student der Nahrungsmittelchemie zunächst als Bäcker. Als Schüler der New School for Social Research in New York kam Mandelbaum mit der deutschsprachigen Exilliteratur in Kontakt. Seit 1947 erschienen literarische und journalistische Arbeiten in Buchform, aber auch in Zeitungen und Magazinen wie der New York Times, Esquire, Playboy, The Atlantic und Hudson Review.
Der Durchbruch gelang Morton 1962 mit dem Roman Die Rothschilds, der in mehreren Ländern in den Bestsellerlisten stand und als Vorlage für ein Broadway-Musical diente. Crosstown Sabbath – Über den Zwang zur Unrast, eine Reisebeschreibung der hektischen Metropole New York, wurde vom ORF unter der Regie Curt Faudons verfilmt. 2002 wurde sein Ewigkeitsgasse in Wien als Gratisbuch im Rahmen der Aktion Eine Stadt – ein Buch in einer Anzahl von 100.000 Stück verteilt.
Versuch, “ich-besessenen zukunftsbangen Neurosen” entgegenzutreten
Weitere Werke Mortons, die mit psychologischer Einfühlsamkeit und sprachlicher Genauigkeit ein Millionenpublikum erobert haben: Dunkle Leidenschaften, Die Affäre Schatten, Snow Gods und Geschichten aus zwei Welten. 2001 erhielt Morton die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, und 2003 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. In seiner Rede dankte Morton damals auch seiner zweiten Heimat Amerika. Was er schreibe, sei auch der Versuch, den Ich-besessenen zukunftsbangen Neurosen des 21. Jahrhunderts entgegenzutreten, meinte Morton weiters, der auf dunkle Aspekte hinwies, die sich zunehmend auf Amerika und die übrige Welt auswirkten.
In einem heute erschienen Interview mit der Tageszeitung Die Presse meinte Morton zur Wiederwahl von US-Präsident George Bush:
Ausschlaggebend war die Furcht des amerikanischen Volkes, das so verunsichert war, dass die Menschen die Unsicherheit eines neuen Präsidenten nicht auf sich nehmen wollten. Sie wissen um Bushs Schwächen, doch er ist eine bekannte Größe. Das deutsche Wort Angst ist Teil des amerikanischen Vokabulars. Und weiter: Aber der Spruch Dont change horses in midstream wirkt.