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Frauenhäuser mit neuem Notruf

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„Wenn Liebe weh tut...“ - Der Verein Wiener Frauenhäuser hat eine neue Notrufnummer und startet eine Kampagne, die mit ungewöhnlichen Sujets aufs Tabuthema familiäre Gewalt aufmerksam machen möchte.

Unter 057722 finden Betroffene rund um die Uhr Beratung. Nötig ist diese offenbar mehr denn je: Denn der Verein verzeichnete im Vorjahr steigenden Zulauf in den Frauenhäusern.

Eines der Plakate der neuen Kampagne zeigt ein Hochzeitsfoto, wenn auch eines mit Schönheitsfehler: Die Braut hat ein blaues, geschwollenes Auge. Konzipiert wurde die Kampagne von der Agentur FCB-Retail, die fotografische Umsetzung übernahm Elfie Semotan.

578 Frauen und 528 Kinder haben im vergangenen Jahr in einem der vier vom Verein betreuten Häuser Zuflucht gefunden. Insgesamt wurden 30.107 Aufenthaltstage von Frauen und 29.063 Aufenthaltstage von Kindern verzeichnet. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 lag die Zahl bei 516 Frauen (28.754 Aufenthaltstage) und 453 Kindern (24.670 Aufenthaltstage).

Die Aufenthaltsdauer in den Frauenhäusern ist demnach höchst unterschiedlich. Rund ein Drittel der Betroffenen bleibt zwei Wochen. Ebenfalls ein großer Teil zieht nach rund einem halben Jahr wieder aus. Es gibt aber auch Fälle, wo der Aufenthalt bis zu einem Jahr dauert. Laut der Vereinsvorsitzenden Martina Ludwig kehrt rund ein Viertel der Frauen wieder zum Täter zurück.

50 Prozent der betreuten Opfer stammen aus Zuwandererfamilien. Das bedeute jedoch nicht, dass es dort mehr Gewalt gebe, wurde betont. Vielmehr seien soziale Aspekte dafür ausschlaggebend – da die Frauen oft aus ärmeren Schichten stammten und oft keine anderen Hilfsmöglichkeiten in Anspruch nehmen könnten.

„Die Zuwachszahlen sind auch ein Zeichen dafür, dass sich Frauen immer weniger gefallen lassen“, zeigte sich Frauenstadträtin Sonja Wehsely (S) bei der Präsentation der Kampagne am Donnerstag überzeugt. Die Zahlen würden auch deutlich zeigen, dass Gewalt gegen Frauen meist auch Gewalt gegen Kinder sei.

Laut Wehsely sei es noch immer ein Problem, dass viele Opfer die gewalttätigen Vorfälle verschweigen. Laut einer aktuellen deutschen Studie sprechen bis zu 50 Prozent der Frauen nicht über die Erlebnisse und zwar oft aus Scham. Der Anteil dürfte auch in Österreich ähnlich hoch sein, so Wehsely.

Ein zukünftiger Schwerpunkt wird laut Wehsely im Bereich Nachbetreuung liegen. Für Frauen, die nach dem Auszug aus dem Frauenhaus ganz auf sich alleine gestellt sind, gibt es eigene Wohnungen. Bis 2010 soll deren Zahl von 25 auf 50 erhöht werden.

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