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Frauen zu nett für die Politik?

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Frauen haben zwar mehr Stimmen bei der Wahl abzugeben - in den Parteien mitzureden haben sie aber weniger. Zu nett für die Politik?

3,198.270 Österreicherinnen sind laut Innenministerium am 1. Oktober wahlberechtigt: um 402.335 mehr als bei den Männern.

In der Aufteilung der Mandate und politischen Ämter spiegelt sich das jedoch nicht wider. Von den 183 Nationalratsabgeordneten waren in der zu Ende gehenden Legislaturperiode nur 60 Frauen, das ist knapp ein Drittel. Auch die Führungsebenen der Parteien sind fest in Männerhand.

Parteichefinnen und Spitzenkandidatinnen für die Wahl sucht man heuer vergeblich: Die FPÖ, bis zur Abspaltung vom BZÖ geführt von Sozialministerin Ursula Haubner – die sich dem orangen Bündnis anschloss -, hat seit ihrem Abgang mit Heinz-Christian Strache wieder einen Mann an der Spitze.

Davor gab es ab dem Jahr 2000 mit Susanne Riess-Passer über eineinhalb Jahre eine blaue Parteichefin. Sie musste allerdings nach der Revolution in Knittelfeld ihren Hut nehmen.


Auch bei den Grünen ist es schon wieder länger her, dass die Führung weiblich war: Von November 1994 bis März 1996 stand Madeleine Petrovic in der Bundespartei am Ruder, sie war von 1992 bis 1999 auch Klubchefin. Die Grünen waren in punkto Gender-Mainstreaming Pioniere:

Die einstige Gallionsfigur Freda Meissner-Blau fungierte von 1986 bis 1988 als Bundessprecherin und Klubchefin für die damals erstmalig im Hohen Haus vertretenen Grünen.

Freda Meissner-Blau führte als eine der wenigen Frauen damals auch eine – nach ihr benannte – Liste an. Dies war auch in Hinkunft eine seltene Ausnahme: 1994 und 1995 stand Madeleine Petrovic am ersten Listenplatz der Grünen. Ansonsten wartete nur noch das Liberale Forum (LIF) unter Führung von Heide Schmidt 1994, 1995 und 1999 mit einer weiblichen Spitzenkandidatin auf.

Vergleicht man die Bundeslisten für die Nationalratswahl 2006, sind die Frauen bei den Parteien, die eine Chance auf den Einzug in den Nationalrat haben, durchwegs auf Platz 2. Beim BZÖ findet sich die erste Frau überhaupt erst weiter hinten: Justizministerin Karin Gastinger scheint auf der orangen Bundesliste auf Platz vier auf.

In Wien haben zwei Parteien Spitzenkandatinnen.

International

Österreich ist allerdings international keine Ausnahme: Mit einem Frauenanteil von 32,7 Prozent liegt der heimische Nationalrat eine Spur vor dem Europäischen Parlament (31 Prozent) und muss sich kaum um 0,1 Prozentpunkte dem Deutschen Bundestag geschlagen geben.

Im Vergleich wesentlich geringere Frauenquoten erreichen die französische Nationalversammlung (59 von 577 Abgeordneten: 10,2 Prozent), das italienische Parlament (71 von 617 Abgeordneten: 11,5 Prozent) und das US-Repräsentantenhaus (14,2 Prozent). Im britischen House of Commons sind von 659 Abgeordneten 119 Frauen, also 18 Prozent.

Einen deutlich höheren Frauenanteil hat das niederländische Parlament mit 38 Prozent.

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