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Frau Müller muss weg - Trailer und Kritik zum Film

Der Übertritt ans Gymnasium beherrscht bei vielen Familien den Alltag. Denn ob ein Kind diesen Wechsel schafft, ist nach Ansicht vieler Eltern richtungsweisend für sein ganzes späteres Leben.

Entsprechend aufgeladen oder gar hysterisch ist deshalb die Stimmung in den Abschlussklassen der Volksschulen. Sönke Wortmann bringt dazu am Freitag den passenden Film ins Kino: “Frau Müller muss weg!”. Eine Gruppe engagierter Mütter und Väter aus Dresden (darunter Justus von Dohnanyi und Anke Engelke) will die Lehrerin bei einem Elternabend auffordern, ihre Klasse abzugeben. Ihre Begründung: Frau Müller ist überfordert, vergibt zu schlechte Noten und verbaut den Zehnjährigen so Zukunft, Karriere und Lebensglück.

Frau Müller muss weg – Geschichte

Im leeren Klassenzimmer warten fünf Eltern auf die Lehrerin. Bis Frau Müller endlich kommt, bringen sie sich mit Lästereien und Gerüchten über die Klassenleiterin in Fahrt. “Wer auf dem falschen Posten sitzt, fliegt”, findet der arbeitslose Wolf (von Dohnanyi), dessen Tochter für ihn zu Höherem berufen ist. (“Leistungsschwach ist nicht das richtige Wort für Janine”). Karrierefrau Jessica (Engelke) erklärt: “Ich bin hier heute angetreten, weil ich Laura auf dem Gymnasium haben will, alles andere ist mir scheißegal”. Und eine andere empört sich, das Talent ihres Sohnes werde verkannt: “Hochbegabt haben sie auf der Montessorischule gesagt, hochbegabt.”

Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide) selbst ist erst gelassen, dann zutiefst verletzt: “Fassen Sie sich gefälligst an Ihre eigenen Nasen, bevor Sie mich für Ihre Fehler verantwortlich machen.” Auch sie ist nicht fehlerfrei und lässt sich zu einem unschönen Wutausbruch hinreißen. Trotzdem weckt der Film Sympathie für Frau Müller, deren pädagogisches Konzept permanent infrage gestellt wird und die mit Drohungen gefügig gemacht werden soll.

Frau Müller muss weg – Kritik

Der Film zeigt das Wettrennen der elterlichen Eitelkeiten, das mit der Geburt beginnt, wenn sich Julia-Mama, Leon-Mama und Luca-Mama in der Rückbildungsgymnastik kennenlernen: Wer schläft am schnellsten durch? Wer kann schon laufen und Worte brabbeln? Im Kindergarten dann: Wer schreibt schon seinen Namen oder kann sogar lesen? Bei so viel Ehrgeiz geht nur Gymnasium, ganz klar. Daumen rauf oder runter von Eltern, die trotz aller Freundschaftsbekundung doch nur ihre Sprösslinge im Blick haben. Kuscheltiere mit tödlichen Reißzähnen, mit denen sie Konkurrenten gnadenlos zur Strecke bringen. So ist es auch im Film, der nach allerlei Allianzen und Sticheleien in einem grandiosen Kampf der Eltern gipfelt, bei dem alle endlich ihr wahres Gesicht zeigen.

Vorlage des Films ist ein Theaterstück von Lutz Hübner, das Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern”, “Die Päpstin”) schon 2012 am Grips-Theater Berlin inszeniert hat. Für das Kino macht er daraus ein bitterböses Kammerspiel, eingebettet in die Vorurteile zwischen Ossis und Wessis, die 25 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch präsent sind.

Gekonnt spielt der Film mit Klischees und zeigt den erbarmungslosen Egoismus von Eltern. Er führt vor Augen, wie wankelmütig Koalitionen sein können, wenn sie im Eifer des Gefechts geschlossen werden. In wenig anderen Konstellationen kochen Gefühle so schnell hoch, lässt es sich so schön ereifern, wie zwischen ambitionierten Müttern und Vätern. Rationale Argumente? Stören nur. Sobald sich der Wind dreht, sind alle plötzlich wieder ganz anderer Meinung, ist Frau Müller vielleicht doch ganz gut. Oder doch nicht? Gut, dass auch die Eltern manchmal Farbe bekennen, so wie die überehrgeizige Jessica: “Kinder nerven, das ist nun mal so. Oder sieht das hier irgendjemand anders?”

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(APA)

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