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Franzobel-Inszenierung im Lustspielhaus: "Sehr frei nach William Shakespeare"

"Der Widerspenstigen Zähmung"
"Der Widerspenstigen Zähmung" ©Barbara Palffy
"Sehr frei nach William Shakespeare", so Intendant Adi Hirschal, gestaltet sich Franzobels Version der Komödie "Der widerspenstigen Zähmung", die am Freitagabend Premiere im Wiener Lustspielhaus feierte. Die gesamte Wiener Adabei- Gesellschaft versammelte sich vor dem bunten Zelt in der Wiener Innenstadt.

Ein geigender rosa Plüschhase, in dem der musikalische Leiter Aliosha Biz steckt, führt durch das Stück, dessen Handlung schnell erklärt ist: Viele Buhler ringen um die schöne Bianca (als übertriebenes, ständig essendes Dummchen: Petra Böhm). Doch die darf erst heiraten, wenn auch ein Ehemann für ihre Schwester Katharina (als durchaus überzeugende “Widerspenstige”: Nina Blum) gefunden ist. Das verlangt zumindest die im Rollstuhl sitzende, alte Mutter Battista (Brigitte Kren statt der zuvor angekündigten Hilde Sochor). Schnell bietet sich der mit Schulden überhäufte, gesellschaftliche Außenseiter Petruchio (als rein optische Aufwertung: Stefano Bernardin) als Katharinas möglicher Vermählter an.

Was folgt, ist das typische Verwirrspiel. Da verkleidet sich Trania (Roswitha Szyszkowitz) als Mann, um ihrem Schwarm Luc (als entzückend Verliebter: Valentin Schreyer) bei seiner Eroberung von Bianca zu helfen, während Hortensio (als überraschend komödiantischer Höhepunkt und einziges Gesangstalent: Thomas Frank) sich in ebendiese Verkleidung verliebt und sich fortan als schwul, als “Spargelstecher”, bezeichnet. Und Gremio (als arroganter von Sprudelhof: Ronald Seboth) kennt sich gar nicht mehr aus. Am Ende findet sich doch jeder einen Partner, und wird festgestellt: “Man will den Märchenprinzen, und bekommt den Kompromiss.”

Mit dem Kompromiss muss man sich auch an diesem Abend zufrieden geben. Wenn ein unerschöpfliches Repertoire an Wortwitzen hervorgekramt wird (“Es macht mir nichts aus, als Säkularobjekt betrachtet zu werden”; “Schuld an den Weibern sind Emma und Pazi – Emanzipation”) und mit schiefem Gesang Klassiker wie Elvis’ “Devil in disguise” zu “Teufel ohne Scheiß” oder Frank Sinatras “New York, New York” zum finalen Variete-Auftritt “Nur da in Wien” werden, heißt es Zähne zusammenbeißen. Problematisch wird es erst dann, wenn mit der Definition von “lesbisch” als “krank” oder der scheinbar obligatorischen EU-Lästerei (“In der Monarchie wird man bedient, in der EU bedienen sich alle selbst”) schnelle Lacher herausgefordert werden.

Dabei waren dem Ensemble die Lacher aus ganz anderen Gründen sicher. Eine Statistin verteilte ungewollt Kartoffelsalat über der Bühne und der lebensechte Chihuahua auf Krens Schoß bekam sich vor Hecheln gar nicht mehr ein und löste schallendes Gelächter aus. Auch der Höhepunkt lustiger Missgeschicke gehörte Kren, denn nur wenige Minuten nach Beginn der Vorstellung brach ein Rad des Rollstuhls auf der Bühne ab. Bravourös wurde der Moment von den Schauspielern gemeistert und in eine Pointe umgewandelt. So wurde zuerst mit einem Stuhl improvisiert, in der Spielpause tauchte dann tatsächlich ein Wiener Rettungswagen mit einem Rollstuhl auf. Hirschal verkündete stolz: “Sowas gibt’s nur in Wien.”

Der Widerspenstigen Zähmung. The Hystery and Mystery of Love“,
Posse mit Gesang von Franzobel nach William Shakespeare.
Regie: Adi Hirschal.
Weitere Termine: 17., 18., 22., 23., 24., 25., 29., 30., 31. Juli; 1., 5., 6., 7., 12., 13., 19., 20., 21., 22., 26., 27., 28., 29. August; 2., 3., 4., 5. September; jeweils um 20 Uhr Am Hof, 1010 Wien; http://www.wienerlustspielhaus.at/)

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