Frankreich streitet über Burkinis

Nach dreieinhalbstündiger kontroverser Debatte stimmte eine knappe Mehrheit des Gemeinderats für eine entsprechende Änderung der Schwimmbadordnung. Mit den Plänen hatte der grüne Bürgermeister der Stadt, Éric Piolle, eine landesweite Burkini-Debatte losgetreten.
Kritiker orten eine "schleichende Islamisierung"
Kritiker sprachen von einer schleichenden Islamisierung, während Piolle Frauen die Entscheidung selbst überlassen will, im Wasser so viel oder wenig zu tragen, wie ihnen passt. Oben ohne ist künftig ebenfalls erlaubt. Präfekt Laurent Prévost hatte bereits am Sonntagabend gerichtliche Schritte angekündigt, sollte es grünes Licht für das Tragen von Burkinis in öffentlichen Bädern in Grenoble geben. Gemäß der Anweisungen, die er von Innenminister Gérald Darmanin erhalten habe, werde er vor das Verwaltungsgericht ziehen, um eine Aussetzung der Regelung zu erwirken.
"Widerspricht republikanischen Werten"
"Wir wollen, dass öffentliche Angebote für alle zugänglich sind, wir wollen, dass alle 'oben ohne' baden können, sowohl Frauen wie Männer, und dass alle bedeckt baden können, Frauen wie Männer", sagte Piolle am Montag dem Sender France Info. Die Erlaubnis der Ganz-Körper-Badeanzüge widerspreche den republikanischen Werten, sagte Prisca Thévenot, eine Sprecherin der Regierungspartei LREM. "Wer ein Schwimmbad betritt, muss sich an Regeln halten." Eine der wichtigsten Regeln Frankreichs sei "die Laizität und die Gleichheit vor dem Gesetz", fügte sie hinzu.
Burka + Bikini = Burkini
Das Wort Burkini ist eine Kombination aus Bikini und Burka - dem von Islamisten geforderten Ganzkörperschleier für Frauen. Das Thema wird nahezu jeden Sommer in Frankreich neu diskutiert. Im Jahr 2016 gab es heftigen Streit über Burkinis, vereinzelt auch Verbote. Der Staatsrat von Grenoble erklärte schließlich ein kommunales Burkini-Verbot, wie es an der Côte d'Azur erlassen worden war, für rechtswidrig. Um Burkinis weiterhin von Stränden und aus Bädern zu verbannen, bedienten Gemeinden sich danach Begründungen der Hygiene und der Sicherheit. (APA)