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Frankreich: Serienmörder kehrt zurück

Ein Serienmörder kehrt heim: Michel Fourniret ist intelligent, sieht völlig normal aus und hat jahrelang junge Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet. Er wird nach Frankreich ausgeliefert.

Voraussichtlich am kommenden Montag kehrt Michel Fourniret in sein Heimatland Frankreich zurück, wo seine Laufbahn als Serienmörder begonnen hat. Die belgische Justiz, die ihn seit dem Sommer 2003 wegen einer gescheiterten Entführung in Haft hielt, liefert den 63-Jährigen an das Nachbarland aus.

Fourniret ist kein wild gewordener Psychopath oder brutaler Rabauke. Mit seinen kurz geschnittenen grauen Haaren und der Nickelbrille sieht der in der Haft etwas schlanker gewordene Mann genau so aus, wie man sich „Otto Normalverbraucher“ vorstellt. Auch sei er „völlig zurechnungsfähig und für seine Taten voll verantwortlich“, folgerte ein psychiatrisches Gutachten. „Er ist unterkühlt, distanziert, ein Schachspieler“, fasst die Lütticher Staatsanwältin Anne Thily zusammen. Mindestens sieben Mädchen oder junge Frauen hat Fourniret umgebracht, sechs Französinnen und eine Belgierin. Dies jedenfalls sind die Fälle, die er gestanden hat.

Die Ermittler versuchen weiter fieberhaft, dem unauffälligen aber gerissenen Mann weitere Taten nachzuweisen. In der zweiten Jahreshälfte soll der Prozess gegen den Serienmörder in Charleville-Mezieres stattfinden. Fourniret, der wegen der Entführung einer 13-Jährigen im Süden Belgiens im Sommer 2003 in die Hände der Polizei geriet, hätte von sich aus nichts zugegeben. Ein Jahr später meldete sich seine dritte Ehefrau Monique Olivier zu Wort, die durch die harte Gefängnisstrafe gegen die Frau des belgischen Kindermörders Marc Dutroux geschockt war. Sie wurde wegen Mittäterschaft sofort in Haft genommen und schon Ende 2005 nach Frankreich ausgeliefert. Seit eineinhalb Jahren ergeht Olivier sich in Anschuldigungen gegen ihren Mann – sie wirkt dabei oft konfus und verwickelt sich häufig in Widersprüche.

Nicht so Fourniret. Erst wenn die Beweislast ganz erdrückend sei, gestehe er eine Tat, berichteten Ermittler nach den stunden- und tagelangen Verhören des Serienmörders. Der am 4. April 1942 in Sedan in den französischen Ardennen geborene Fourniret soll seine Morde genau geplant haben: Wenn er ein junges Mädchen entdeckte, das ihn anzog, dann belauerte er sein Opfer solange, bis er sich ihm nähern konnte.

Schockierend an der Laufbahn des Franzosen ist vor allem, dass er nicht gestoppt wurde, obwohl er schon mit 24 Jahren wegen sexueller Übergriffe auffiel. Von Anfang an zog er durch die Lande, vielleicht um konsequenter Verfolgung zu entgehen: 1966 wurde er das erste Mal in Nantes im Westen des Landes auffällig, 1973 in Verdun im Osten. Und 1987 wurde er in der Nähe von Paris wegen Vergewaltigung zu sieben Jahren Haft verurteilt – doch noch vor Jahresende war er wieder draußen. Anfang der neunziger Jahre ließ er sich in Belgien, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Frankreich, nieder. Für die belgischen Behörden war er ein unbeschriebenes Blatt.

Wie viele Mädchen und Frauen dieser Mann wirklich ermordet hat, wird wohl nie endgültig geklärt werden. Im Fall einer jungen Französin aus Burgund hat Fourniret zwar den Mord gestanden, weiß aber angeblich nicht mehr, wo er die Leiche versteckt hat. Und seine Frau spricht schon seit geraumer Zeit von einem toten Au-pair-Mädchen, das aber von niemandem vermisst wird. Ein Briefwechsel zwischen Fourniret und seiner Frau zeigt eine teuflische Verstrickung beider in die Taten: Monique Olivier half ihrem Mann bei der skrupellosen „Jagd nach Jungfrauen“, da die angesprochenen Mädchen auf Fourniret zwar skeptisch reagierten, zu seiner Frau jedoch Vertrauen fassten.

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