Massenabschiebungen, wie Italien sie vor wenigen Jahren geplant hatte, lehne Rumänien ab, wurde in Regierungskreisen in Bukarest betont. Sollte Frankreich dies vorhaben, würde Rumänien die EU-Kommission und andere zuständige Stellen anrufen. Der rumänische Staatschef Traian Basescu hatte die Europäische Union am Tag zuvor zu gemeinsamen Anstrengungen aufgefordert. Um das Problem der Minderheit zu lösen, sei ein europäisches “Eingliederungsprogramm” für die Roma nötig.
Die EU-Kommission hatte erklärt, sie behalte die Ausreise der Roma aus Frankreich genau im Auge; Paris müsse sich an geltendes europäisches Recht halten, vor allem an das Recht auf Freizügigkeit für EU-Bürger. Frankreich hatte am Donnerstag die ersten Gruppenabschiebungen vorgenommen seit Präsident Nicolas Sarkozy seine neue Offensive zur inneren Sicherheit verkündete. 86 Menschen wurden nach französischen Angaben von Lyon und Paris aus nach Rumänien geflogen.
Frankreich schickt jährlich tausende Roma zurück nach Rumänien und Bulgarien, allein vergangenes Jahr verließen rund 10.000 Roma das Land. Dieses Jahr kehrten mindestens 25 Gruppen per Flugzeug in ihre Heimat zurück. Selbst die Behörden geben aber zu, dass die meisten “freiwilligen Rückkehrer” unverzüglich wieder nach Frankreich einreisen, was dank der Freizügigkeit innerhalb der EU möglich ist. Ab September sollen die französischen Behörden die biometrischen Daten der ausreisenden Roma erfassen, um die sofortige Rückkehr zu verhindern. Frankreich zahlt jedem erwachsenen Roma, der das Land verlässt, 300 Euro. Für jedes Kind kommen noch einmal 100 Euro dazu.
Der Vatikan erklärte, die französischen “Massenabschiebungen” liefen den europäischen Standards zuwider. “Man kann nicht verallgemeinern und eine ganze Gruppe von Menschen ausweisen”, erklärte der Päpstliche Rat der Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs. Verantwortung sei eine Frage des Einzelnen, nicht einer ganzen Gemeinschaft. Nicht alle französischen Gemeinden hielten sich daran, den Landfahrern einen Platz zur Verfügung zu stellen, an dem sie sich ansiedeln könnten. Aber die Frage der Integration betreffe nicht nur Frankreich, sondern ganz Europa.