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Frankreich: Polizeiaktion gegen Streikende

Die französische Polizei ist Samstag früh gegen Streikende in Südfrankreich und auf Korsika vorgegangen. Eine Blockade des korsischen Hafens Ajaccio durch nationalistische Gewerkschaftern wurde gewaltsam durchbrochen.

In Ajaccio beendeten die Polizisten mit gepanzerten Fahrzeugen und Hubschrauberunterstützung die Blockade eines Frachters, in Marseille die zweier Ölverladestationen. Die Blockaden gehörten zu den Aktionen der Seeleute gegen die Privatisierung der defizitären Fährgesellschaft SNCM. Korsika war am Freitag nahezu abgeschnitten vom französischen Festland, da neben den Seehäfen auch die Flughäfen blockiert wurden.

Der Präfekt Pierre-Rene Lemas begründete die Aktionenmit der Bitte anderer Länder, gestrandeten Bürgern die Heimreise zu ermöglichen. „Fast 15.000 Menschen sind auf Korsika blockiert, darunter Frauen und Kinder“, sagte er. „Außerdem gehen unsere Vorräte an Medikamenten und Blutkonserven zur Neige.“

Gepanzerte Fahrzeuge räumten Lastwagen zur Seite, die die Kaianlagen versperrten. Gleichzeitig wurde der Flugverkehr auf den Flughäfen Bastia und Ajaccio wieder aufgenommen, nachdem die Streikposten abgezogen worden waren. In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille räumte die Polizei den Zugang zum blockierten Ölhafen frei. Daraufhin dehnten die Schauerleute allerdings ihren Streik in Marseille aus. Auf Korsika warteten bis zu 7000 Fahrzeuge am Samstag auf die Überfahrt. Es kam zu Hamsterkäufen.

Mit der Lähmung der Verkehrsadern Korsikas versuchten die Gewerkschafter seit Mittwoch, eine Privatisierung der korsischen Reederei SNCM über den französischen Investmentfonds Butler zu verhindern. Sie hatten zwischenzeitlich sogar eine SNCM-Fähre gekapert, um ihre Forderungen durchzusetzen. Nationalisten feuerten eine panzerbrechende Granate auf ein Regierungsgebäude in Ajaccio.

Der sozialistische Oppositionsführer Francois Hollande warf Premierminister Dominique de Villepin schwere Fehler vor. Die konservative Regierung habe kein Konzept gehabt, wie das Problem der defizitären Fährlinie SNCM gelöst werden könne, und sei deshalb für die Zuspitzung des Konflikts mitverantwortlich, sagte der Vorsitzende der Sozialistischen Partei der Zeitung „Le Parisien“.

Villepin habe es so den Nationalisten auf der Mittelmeerinsel ermöglicht, aus dem Konflikt Kapital zu schlagen. Gewerkschafter hatten am Freitag trotz Zugeständnissen der Regierung die Flughäfen der Insel lahm gelegt. Auch der Fährbetrieb mit dem französischen Festland war blockiert. Präfekt Pierre-René Lemas richtete eine Anlaufstelle für Touristen ein, die auf der Mittelmeerinsel festsitzen.

Villepin hatte am Donnerstag mit Blick auf die Eskalation des Konflikts angekündigt, der Staat werde eine Minderheitsbeteiligung an der SNCM behalten und nur 40 statt 100 Prozent der Anteile an den Finanzinvestor Butler Capital Partners verkaufen.

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