In einem am Donnerstag beim Pariser Innenministerium und im Präsidialamt eingegangenen Schreiben erklärten die Erpresser nach wochenlanger Unsicherheit zwar, es gebe keine Bomben mehr an den Bahnstrecken. Zugleich bestand die Gruppe aber auf der Zahlung eines Lösegeldes durch die Regierung: Wenn der Staat nicht wie gefordert vier Millionen Dollar und zwei Millionen Euro zahle, werde Frankreich die traurigen spanischen Rekorde übertreffen. Die Staatsbahn SNCF überprüfte ihr gesamtes Schienennetz erneut.
Am Mittwoch war auf der Bahnstrecke Paris-Basel ein zweiter Sprengsatz entdeckt und unschädlich gemacht worden, nachdem Sprengstoff-Experten bereits am 21. Februar eine erste Bombe in einer runden Plastikdose zur Explosion gebracht hatten. Im ersten Fall war der Fundort des Sprengsatzes von AZF genau angegeben worden. Die Bombe hätte die Schienen auf der vielbefahrenen Strecke Paris-Toulouse zerreißen und Einzelteile 25 Meter hoch in die Luft schleudern können. Den zweiten Sprengsatz entdeckte ein SNCF-Mitarbeiter bei den seitdem eingeführten Routinekontrollen am Mittwochmittag im Schotterbett der Bahnstrecke in der Nähe der Stadt Troyes. Ob diese Bombe ebenfalls AZF zuzuschreiben ist, war zunächst unklar.
Nach eigenen Angaben hat die Gruppe AZF in ganz Frankreich zehn Sprengsätze unter den SNCF-Schienen versteckt und symbolträchtige Orte mit fernsteuerbaren Bomben versehen. Die Erpresser verlangten zunächst vier Millionen Dollar und eine Million Euro von der Pariser Regierung; zuletzt erhöhten sie ihre Forderungen. Der Fall kam an die Öffentlichkeit, nachdem Anfang März eine erste Lösegeldübergabe gescheitert war. In den vergangenen Wochen nahmen die Behörden nach Polizeiangaben wiederholt Kontakte zur Gruppe AZF auf, um ein Ende der Erpressung zu erreichen. Am 12. und 17. März wurden demnach verschlüsselte Anzeigen in der Zeitung Liberation veröffentlicht.
Bei den Terroranschlägen von Madrid waren am 11. März mindestens 190 Menschen getötet und mehr als 1.900 verletzt worden.