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Frank - Kritik und Trailer zum Film

Michael Fassbender ist als Frank, dem Frontmann einer experimentellen Rockband, nicht wiederzuerkennen. Das liegt daran, dass der deutsch-irische Schauspieler in der surreal-schrägen Komödie "Frank" stets einen riesigen Kopf aus Pappmaschee trägt. Der irische Regisseur Lenny Abrahamson ("Garage") entlockt dem Star an der Seite von Maggie Gyllenhaal und Domhnall Gleeson trotz eingeschränkter Mimik einen wunderbar skurrilen Auftritt als Außenseiter, der sich selbst finden muss und dabei andere auf seinem Weg wundersam inspiriert.

Jon ist musikalischer Tagträumer, der aus der Kleinstadt weg will. Frank ist charismatischer Bandleader der Avantgardegruppe Soronprfbs. Als deren Keyboarder ausfällt, wird Jon kurzerhand in die Band aufgenommen, die sich auf den Weg zu einer Hütte im irischen Nirgendwo macht, um dort ein Album aufzunehmen. Ach ja, und Frank trägt stets einen riesigen Pappmachekopf.

Inhalt zu “Frank”

Diese lakonisch-surreale Konstellation ist der Ausgangspunkt für eine der liebenswertesten und schrägsten Komödien des Kinojahres. In der britisch-irischen Produktion von Regisseur Lenny Abrahamson fungiert zwar der etwas tollpatschige Jon (Domhnall Gleeson) als Identifikationsfigur für den Zuschauer und als Erzähler. Der eigentliche Kern der Handlung ist allerdings Bandleader Frank, gespielt vom famosen Michael Fassbender (“12 Years a Slave”), der sich bis auf wenige Minuten im Film ausschließlich auf die Kraft seiner Stimme und seine Gestik verlassen kann – trägt seine Figur doch den überdimensionalen Comickopf selbst unter der Dusche.

So wissen selbst die Kollegen Clara (Maggie Gyllenhaal), Don (Scoot McNairy), Nana (Carla Azar) und Baraque (Francois Civil) nicht, welches Gesicht sich hinter der Maske verbirgt. Müssen sie aber auch nicht, denn Frank verbirgt nichts, mit Ausnahme seines Antlitzes. Er ist eine charismatische und zugleich skurrile Persönlichkeit, um den die anderen kreisen wie Trabanten um einen Planeten, ein missverstandener Außenseiter, der zugleich Menschen für sich einnehmen kann. Und auch auf den Zuschauer strahlt das fehlende Gesicht einer Hauptfigur, der man stets nur in die toten, aufgemalten Augen blickt, eine eigentümliche Faszination aus.

Kritik zu “Frank”

Mit dieser Ausstrahlung dient Frank allen verlorenen Seelen um ihn herum als Motor ihrer Selbstfindung, was bald auch auf Jon zutrifft, der als Möchtegernmusiker eingeführt wird, der in seiner Kleinstadtidylle innerlich Songtexte formuliert, wenn er auf der Straße flaniert, jedoch nicht den Zugang zu seinem künstlerischen Potenzial findet. Trotz aller Ablehnung durch die anderen Soronprfbs-Mitglieder, die selbst nicht wissen wie man ihren Namen ausspricht, eröffnet Jon die performative Gruppenarbeit neue Tore.

Er verarbeitet seine Beobachtungen und den skurrilen Kreativprozess der Gruppe auf seinem Twitter-Account – der sich innerhalb des Jahres in Irland von 14 auf über 20.000 Follower vervielfacht. So kommt, was kommen muss, und das renommierte South by Southwest Festival in Austin wird auf die Band aufmerksam. Im Gegensatz zum Rest der Band ist Frank vom Vorschlag, vor großem Publikum aufzutreten, extrem angetan. Der Herausforderung gewachsen ist er allerdings nicht.

Regisseur Abrahamson nimmt sich für die stilbildende Figur von Frank mit Pappmachekopf den US-Komiker Chris Sievey als Vorbild. Der im deutschsprachigen Raum kaum bekannte Künstler verkörperte ab den 1980ern die Rolle der Kunstfigur Frank Sidebottom – deren Kopfmaske dem “Frank”-Kopf aus dem Gesicht geschnitten ist. Aber auch ohne Kenntnis dieser Hommage ist “Frank” ein charmanter kleiner Film über das Menschsein abseits gängiger Pfade, das Erwachsenwerden in jedem Alter und den Humor des Lebens, der nicht ausgesprochen werden muss, sondern aus der Situation heraus entsteht.

(APA)

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