AA

Für Hoffnungsträger Obama wird es ernst

Barack Obama ist der neue Star am Politikhimmel der USA. "Amerika wird sich ändern", ruft er seinen Anhängern in der Wahlnacht zu.

Die Wähler in Iowa haben entschieden: Der 46 Jahre alte Senator ist der Hoffnungsträger, der das Land nach den bitteren politischen Auseinandersetzungen der Bush-Jahre in eine bessere Zukunft führen soll. Obamas hart erkämpfter Sieg über seine Mitbewerberin Hillary Clinton ist ein Triumph, er könnte der erste farbige US-Präsident werden. „Hier und heute geht die Botschaft aus: Amerika wird sich ändern“, ruft Obama in der Wahlnacht seinen Anhängern in Des Moines zu. Er redet von Hoffnung, Wandel, der historischen Chance zum Neubeginn. Kein Politiker verkörpert die Sehnsucht der US-Wähler nach Aufbruch so mitreißend wie Barack Obama.

Obamas Jugend, sein gutes Aussehen, sein Redetalent wecken bei vielen in den USA Erinnerungen an einen anderen große Hoffnungsträger: „Barack Obama hat erstaunlich viel mit John F. Kennedy gemein“, urteilte der alte Kennedy-Berater Theodore Sorensen. „Wie Kennedy kann er die Massen betören und verführen.“ Obamas erster großer Auftritt auf der großen Politbühne liegt noch keine vier Jahre zurück. Eine packende Rede auf dem Demokraten-Parteitag 2004 sicherte ihm landesweite Aufmerksamkeit, wenige Monate später wurde er in den Senat nach Washington gewählt. Was ihm an politischer Erfahrung fehlt, versucht Obama seither durch Charisma und Aufbruchsrhetorik wettzumachen.

Geboren wurde Barack Hussein Obama 1961 auf den Hawaii-Inseln. Er war das Resultat einer kurzen Beziehung, die seine aus dem Bundesstaat Kansas stammende Mutter mit einem Gaststudenten aus Kenia eingegangen war. Vom Vater hat er den ungewöhnlichen Namen geerbt. Mehrere Jahre seiner Kindheit hat Obama in Indonesien verbracht, wo er auch zur Schule ging. Er schaffte den Sprung an die US-Eliteuniversität Harvard. Danach standen dem intellektuell brillianten Juristen die Türen für eine profitable Karriere offen – doch er entschied sich anders. Für ein Jahresgehalt von 12.000 Dollar (8.134 Euro) heuerte er als zunächst Sozialarbeiter in Süd-Chicago an, einem sozialen Brennpunkt.

„Der Vater Kenianer, die Mutter aus Kansas: Eine solche Geschichte ist nur in Amerika möglich“, sagt Obama am Donnerstagabend in seiner Siegesrede. „Viele haben gesagt, dass unser Ziel zu hoch sei, dass wir es nicht schaffen. Wir haben es geschafft.“ Obamas Gegner, allen voran Hillary Clinton, hatten ihm im Wahlkampf seinen Mangel an Regierungserfahrung vorgehalten. Obama kontert, er habe dafür Erfahrung mit dem Alltagsleben. „Meine Reise begann in den Straßen von Chicago, wo ich dafür gekämpft habe, das Leben der Menschen ein bisschen besser zu machen.“ Er kenne das „wahre Leben, deswegen kann ich in Washington wahre Veränderungen bewirken.“ Sollte Obama Präsident werden, steht den USA tatsächlich ein politischer Kurswechsel bevor.

Denn Obama verspricht ein Endes des Militäreinsatzes im Irak. Innerhalb von 16 Monaten will er die meisten US-Truppen aus dem Irak abziehen. Das umstrittene US-Gefangenenlager Guantanamo soll geschlossen werden. Innenpolitisch setzt er auf eine Gesundheitsreform, die den 47 Millionen bisher nicht versicherten Bürgern zu Krankenversicherung verhelfen soll. Arme sollen dafür staatliche Beihilfen erhalten. Die Steuersenkungen der Bush-Regierung für Haushalte mit mehr als 250.000 Dollar Jahreseinkommen will er rückgängig machen. In der Klimapolitik will Obama die Kehrtwende: Treibhausgase sollen bis 2050 um 80 Prozent sinken, außerdem sollen alternative Energien gefördert werden.

Wenn es gut für Obama läuft, setzt sich die Dynamik des Siegs in Iowa bei den anderen Bundesstaaten fort und führt ihn bis zur Nominierung als Spitzenkandidat für das Weiße Haus. Seine parteiinternen Mitbewerber werden nun versuchen, einen solchen Durchmarsch zu stoppen – allen voran die mächtige Parteimatriarchin Clinton. Die Wahlstrategen der Rivalen wissen, dass Obamas Biografie einige dunkle Flecken aufweist, so etwa Drogenerfahrung mit Kokain und Haschisch. Der junge Senator wird in den kommenden Wochen durchs Feuer gehen müssen.

  • VIENNA.AT
  • USA
  • Für Hoffnungsträger Obama wird es ernst
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen