Sie hat in den 1980er Jahren Politikwissenschaften studiert. Ein damals für Frauen eher untypisches Fach. In die große Politik zog es Evelyn Pfanner jedoch nie. Sie will ihre Talente dort einbringen, wo ich das Gefühl habe, auch wirklich etwas bewegen zu können. Und das ist für sie die Gemeinde. Als Regionensprecherin für den Walgau versucht Evelyn Pfanner, die Frauen zu vernetzen und ihnen auf diese Weise Unterstützung zukommen zu lassen. Veränderungen müssen im Kleinen passieren, sagt sie mit Überzeugung in der Stimme.
Nur Dazuverdienerin
Heute ist Weltfrauentag. Evelyn Pfanner würde sich wünschen, dass wir ihn nicht mehr brauchen. Doch die im Frauennetzwerk ehrenamtlich engagierte Mutter von zwei Söhnen wähnt sich davon weit entfernt. Frauen sind in vielen Bereichen benachteiligt, weiß sie und nennt den größten Skandal gleich beim Namen. Es ist der Einkommensunterschied, der in Vorarlberg stattliche 33 Prozent beträgt. Beschämend für ein Land wie unseres, merkt Pfanner an. Dabei gebe es so viele hochqualifizierte und kompetente Frauen, die ihr Leben selbstbewusst bewältigen. Aber die Einstellung, dass der Mann der Familienerhalter und die Frau die Dazuverdienerin ist, geistert eben weiter in den Köpfen herum, bedauert Evelyn Pfanner. Hier müsse die Politik bessere Rahmenbedingungen schaffen.
Arbeitswelt aufbrechen
Was den Wert von Familie und Arbeit betrifft, nimmt sie die Gesellschaft in die Pflicht. Männer könnten Familie oft nicht leben, weil es ihre Tätigkeit nicht zulasse. Ich glaube jedoch, dass ein gutes Familienleben auch auf Männer positiv wirkt, sagt Pfanner. Es sollte nicht nur ums Geldverdienen gehen. Wir haben die Pflicht, nachfolgende Generationen liebevoll ins Leben zu begleiten. Dazu braucht es beide Elternteile, betont die jetzt in der Erwachsenenbildung tätige 50-Jährige. Diese Freiräume müsse die Gesellschaft bereitstellen. Ebenso gelte es, die Arbeitswelt aufzubrechen. Viele haben zu viel Arbeit, andere gar keine, wünscht sich Evelyn Pfanner da eine neue Ethik. Und sie bemüht Skandinavien, wo Teilzeitstellen für Männer und Frauen so dotiert sind, dass eine Familie gut leben kann. Hierzulande gebe es kaum qualifizierte Teilzeitjobs. Außerdem würden Frauen häufig auf ein adäquates Gehalt verzichten, um den Job zu bekommen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt an der Frau hängen, spricht sie Klartext.
Zuerst zuhören
Auch deshalb ist Evelyn Pfanner als Regionensprecherin bemüht, die Frauen möglichst gut zu informieren. Genau zuhören kommt dabei an erster Stelle. Vielfach würden sich die Probleme erst zwischen den Zeilen offenbaren. Manchmal sind heikle Dinge zu klären. Dann werden die Betroffenen an andere Institutionen weiterbegleitet. Manchmal geht es einfach um Praktisches, wie Pensionszeiten oder Erbrecht. Es macht Freude, mit Frauen zu arbeiten, gemeinsam Lösungen zu finden oder Impulse zu setzen, schwärmt Pfanner. Sie möchte die Zeit, die wir auf der Welt sind, weiterhin nützen, um die Bedingungen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere zu verbessern. Am Ende des Tages hat der Erfolg dann viele Väter. Aber: Es sind die Mütter, die etwas vorantreiben, sagt Evelyn Pfanner.
zur Person
Evelyn Pfanner Geboren: 12. Oktober 1959 in Feldkirch Familienstand: verheiratet, 2 Söhne Beruf: Erwachsenenbildnerin bei der Diözese Hobby: Lesen