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Foto von an Strand gespülter Kinderleiche erschüttert Europa

Diese türkischen Polizisten fanden den kleinen Aylan in Bodrum.
Diese türkischen Polizisten fanden den kleinen Aylan in Bodrum. ©AP
Istanbul. Aylan Kurdi lautet nach Angaben der Rettungskräfte der Name des kleinen syrischen Flüchtlingsbuben, dessen Leiche am Mittwoch mit dem Gesicht im Sand an einem Strand nahe des türkischen Ferienorts Bodrumgefunden wurde. Das sagte ein Vertreter der Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP.

Laut Medienberichten war der Bub drei Jahre alt, als er bei der Flucht über das Mittelmeer starb. Auch sein Bruder Galip überlebte den Angaben zufolge die Überfahrt nicht. Die Familie war laut den Berichten vergangenes Jahr aus der syrischen Stadt Kobane vor der Jihadistenmiliz “Islamischer Staat” (IS) in die Türkei geflohen.

Foto sorgt für Bestürzung

Das Foto von Aylan ging um die Welt und sorgte für Bestürzung. Der kleine Körper des Buben, bekleidet mit einem roten T-Shirt und einer kurzen blauen Hose, war an einen Strand im Süden der Türkei gespült worden. Ein junger Polizist nahm die Leiche in die Arme und trug sie davon. Auf einem Foto ist zu sehen, wie der Polizeibeamte den Kopf zur Seite dreht, so, als wolle er dem traurigen Anblick der Kinderleiche entgehen.

“Ein Foto, um die Welt zum Schweigen zu bringen”, kommentierte die italienische Zeitung “La Repubblica” das Foto von der im Sand liegenden Kinderleiche. “Der Untergang Europas”, schrieb die spanische Zeitung “El Periodico” in ihrer Onlineausgabe. “Was, wenn nicht dieses Bild eines an den Strand gespülten syrischen Kindes, wird die europäische Haltung gegenüber Flüchtlingen ändern?”, fragte die britische Zeitung “The Independent” auf ihrer Website. Im Kurznachrichtendienst Twitter wurde das Foto unter dem Hashtag in türkischer Sprache #KiyiyaVuranInsanlik (Die fortgespülte Menschlichkeit) verbreitet.

5 Kinder unter den Toten

Aylan saß vermutlich in einem von zwei Flüchtlingsbooten, die Mittwoch früh auf dem Weg von der türkischen Küste zu einer griechischen Ägäis-Insel sanken. Insgesamt zwölf tote Flüchtlinge aus Syrien, darunter fünf Kinder, wurden von der türkischen Küstenwache geborgen. 15 Flüchtlinge schafften es an Land. Drei Menschen wurden noch vermisst.
Der Notfall-Leiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Peter Bouckaert, erklärte, die Flüchtlinge seien “nahezu sicher gestorben, als sie versuchten, in Europa in Sicherheit zu gelangen, indem sie an Bord eines Schmuggler-Boots gingen. Stattdessen endeten sie als die neuesten Opfer von Europas armseliger Antwort angesichts einer wachsenden Krise.”

Überladen und seeuntauglich

Seit Jahresbeginn haben schon mehr als 350.000 Flüchtlinge die gefährliche Reise über das Mittelmeer gemacht, um in Europa ein besseres Leben zu finden. Oft schicken Schlepper völlig überladene und seeuntaugliche Boote auf den Weg. Dabei kommen immer wieder Menschen ums Leben.

Hinweis von CR Marc Springer:

Darum zeigen wir das Bild nicht!
Wir haben uns dazu entschlossen das Bild nicht zu zeigen, da wir der Meinung sind, dass man es nicht sehen muss um zu verstehen, dass sich endlich etwas ändern muss. Das Bild geht derzeit natürlich durch die Sozialen Medien, wird viel diskutiert und sorgt weltweit für Bestürzung. Wer im Netz danach “googelt”, wird vermutlich noch auf viele weitere Bilder mit toten Menschen und Kindern stoßen, die an irgend einem Strand angespült wurden. Auch wir haben in der Redaktion darüber diskutiert, ob man es zeigen soll, darf oder gar muss. Wir haben uns dagegen entschieden.

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