Forscher kritisieren Promi-Adoptionen
Dies berichteten Psychologen der Universität Liverpool in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. “Wir haben herausgefunden, dass im Ergebnis dieses sogenannten Madonna-Effekts Eltern in armen europäischen Ländern jetzt ihre Kinder in dem Glauben aufgeben, dass sie ein besseres Leben im Westen mit einer wohlhabenderen Familie haben werden”, sagte Kinderpsychologe Kevin Browne, der die Studie geleitet hat. Dabei habe sich gezeigt, dass in untersuchten Waisenhäusern in 25 Ländern 96 Prozent der Kinder nicht Vollwaisen seien, “sondern in Wirklichkeit noch mindestens ein Elternteil lebt und den Behörden sogar meist bekannt ist”.
Bei Adoptionen durch reiche Eltern aus westlichen Industriestaaten in ärmeren Ländern würden dortige Waisenhäuser und Behörden oft “erhebliche Summen” einnehmen, erklärte Browne. Oft werde dabei gegen die UN-Konvention über die Rechte von Kindern verstoßen. Die Konvention sehe internationale Adoptionen nur als allerletzte Möglichkeit an, wenn zuvor alles versucht wurde, dem betreffenden Kind in seinem Heimatland Ersatzeltern zu vermitteln.
Als “Madonna-Effekt” wird diese Praxis nach Angaben von Browne unter Fachleuten bezeichnet, nachdem die Sängerin 2006 unter starker Beachtung der Medien einen kleinen Buben aus einem Heim in dem südafrikanischen Land Malawi adoptierte. Madonna ist nicht die einzige Prominente, die ein Kind aus dem Ausland in ihre Familie aufgenommen hat. So haben die Hollywoodstars Angelina Jolie und Brad Pitt zwei Kinder aus Vietnam und eins aus Äthiopien adoptiert.