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Ford: Nach Tod ausgestrahltes Video

In den USA sorgt ein Interview für Aufsehen, in dem der verstorbene frühere US-Präsident Gerald Ford die jetzige US-Regierung von Präsident Bush scharf für den Einmarsch im Irak kritisiert.

Der Republikaner bezeichnet darin das Vorgehen seines Parteifreundes Bush als „großen Fehler“ und befürwortet stattdessen eine intensive internationale Zusammenarbeit, um den Konflikt mit dem Irak zu lösen. „Wenn ich Präsident gewesen wäre, hätte ich auf der Basis der Fakten, die ich gesehen habe, keinen Irak-Krieg befohlen“, sagte Ford.

Das insgesamt vierstündige Interview wurde im Juli 2004 geführt, mehr als ein Jahr nach dem US-geführten Einmarsch im Irak. Ford hatte bestimmt, dass es erst nach seinem Tod veröffentlicht werden darf.

Die „Washington Post“ berichtete über das Interview mit dem Journalisten des Blattes, Bob Woodward, Ford hätte nicht Krieg geführt, sondern stärker auf Alternativen wie Sanktionen gegen das Regime von Saddam Hussein gedrängt. „Ich habe sehr stark gefühlt, dass es ein Fehler war“, wurde der Ex-Präsident zitiert. Kritik übte Ford auch am amtierenden Vize-Präsidenten Richard (Dick) Cheney und dem erst kürzlich abgetretenen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, weil sie den Schwerpunkt ihrer Rechtfertigung des Irak-Krieges auf angebliche irakische Massenvernichtungswaffen legten. Massenvernichtungswaffen wurden später im Irak nicht entdeckt. Ford war am Dienstag 93-jährig verstorben. Seine Leiche wird vier Tage lang im Kapitol in Washington aufgebahrt. Von Samstag bis Dienstag erweist ihm damit die US-Politik die Ehre und erinnert an seine politische Arbeit, die er unter anderem 24 Jahre als Mitglied des US-Repräsentantenhauses erbracht hat. Nach einem Staatsakt in der Hauptstadt wird der Leichnam des ehemaligen Staatschefs (1974-76) dann am Mittwoch in Grand Rapids im Bundesstaat Michigan begraben, für das er im Repräsentantenhaus saß.

Den Auftakt der einwöchigen Trauerfeierlichkeiten bildet den Organisatoren zufolge am Freitagnachmittag ein Gedenkgottesdienst in der Kirchengemeinde in Palm Desert im US-Bundesstaat Kalifornien, wo Ford gemeinsam mit seiner Frau Betty die vergangenen 30 Jahre gelebt hat. Am Samstag wird die Leiche dann nach Washington überführt, wo sich das Land am Dienstag in einem Staatsakt in der National Cathedral von ihm verabschiedet. Ford hatte das Präsidentenamt 1974 von Richard Nixon übernommen, der wegen der Watergate-Bespitzelungsaffäre zurücktrat, und hat nur zweieinhalb Jahre lang regiert. In Fords kurze Amtszeit fiel das Ende des Vietnam-Kriegs, der 1975 mit der Niederlage der USA endete. 1976 verlor er die Präsidentenwahl gegen den Demokraten Jimmy Carter. Ford wurde nie vom Volk gewählt.

Zu Ehren des gestorbenen Ex-Präsidenten wehten am Donnerstag in den USA die Fahnen auf halbmast. Auch die britische Flagge auf dem Buckingham Palace von Queen Elizabeth II. in London wurde auf halbmast gesetzt. Die Monarchin sei betrübt über den Tod Fords, teilte ein Palastsprecher mit.

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