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Football Leaks: 1,89 Milliarden Euro für Paris Saint-Germain aus Katar

Superstar Neymar.
Superstar Neymar. ©PA/AFP/FRANCK FIFE
Katar will gigantische Summen in Paris Saint-Germain pumpen. Das geht laut einem ARD-Bericht aus den "Football Leaks"-Dokumenten hervor.
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“Football Leaks – Von Gier, Lügen und geheimen Deals”: So heißt eine von der ARD am Sonntagabend ausgestrahlte Reportage über angeblich Machenschaften im Welt-Fußball. Die Realität im Weltfußball sei noch erschreckender als erwartet und dafür gebe es auch Beweise: Die “Football Leaks”-Dokumente. Rund 70 Millionen Football-Leaks-Dokumente, die der “Spiegel” erhalten und mit dem Recherchenetzwerk EIC und dem NDR geteilt hat, erzählen von Gier, Lügen und geheimen Hinterzimmer-Deals.

Gigantische Summe für PSG

Aus den Football Leaks-Dokumenten gehe auch hervor, dass Katar in den Fußballklub Paris Saint-Germain 1,29 Milliarden hineinpumpen will um eine Mannschaft aufzubauen, die die Champions League gewinnen kann. Dem steht aber das “Financial Fair-play” im Weg. Wie die ARD-Reportage zeigt, soll diese aber durch diverse Sponsoring-Verträge umgangen werden. So soll PSG alleine von der Tourismusbehörde in Katar 200 Millionen Euro pro Jahr erhalten. Doch damit nicht genug: Aus den Daten geht hervor, dass in sieben Jahren die Summe von 1,89 Milliarden von Katar nach Paris wandert.

Auch Manchester City im Visier

Auch englische Fußball-Meister Manchester City gerät weiter unter Druck. Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel auf Grundlage von Dokumenten der Enthüllungsplattform Football Leaks am Montag berichtete, sollen die im Besitz von Scheich Mansour aus Abu Dhabi befindlichen Citizens seit 2008 mehrfach deutlich nach oben “frisierte” Einnahmen von Sponsoren vorgetäuscht und damit unerlaubt hohe Ausgaben ihres Eigentümers verschleiert haben. Laut den vom Spiegel mit dem Recherchenetzwerk EIC und weiteren Partnern geteilten Dokumenten hat der Klub 2010 von einer Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi sowie mindestens auch 2013 und 2015 von der Fluglinie Etihad hohe zweistellige Millionen-Beträge weniger kassiert als vertraglich ausgewiesen.

Auf verschleierten Umwegen

Die Differenzbeträge zwischen umgerechnet rund 13,7 und über 68 Millionen Euro sind demnach aus dem Privatvermögen von Scheich Mansour auf verschleierten Umwegen auf den Vereinskonten gelandet sein, obwohl Ausgaben von Besitzern nach Richtlinien des Financial Fair Play (FFP) die Verschuldungsquote von Klubs erhöhen. Interne Unterlagen würden belegen, dass die versteckten Zahlungen “durch die Partner durchgeleitet” und von ihnen “an uns weitergeleitet” worden seien, wie ein Mitarbeiter des Klubs die Vorgänge offenbar beschrieb.

Unterstützung von Infantino?

ManCity war erst am vergangenen Freitag ebenso wie der französische Champion Paris St. Germain durch erste Enthüllungen im Zusammenhang mit der Einhaltung der FFP-Vorschriften ins Zwielicht geraten. Die beiden Klubs sollen einen Ausschluss aus UEFA-Vereinswettbewerben wie der Champions League nur durch zumindest dubios wirkende Unterstützung des damaligen UEFA-Generalsekretärs und heutigen Weltverbands-Präsidenten Gianni Infantino vermieden haben.

Ein Opfer? Infantino wehrt sich

Gianni Infantino gerierte sich in seiner Stellungnahme auf die neuen Enthüllungen in der Rolle, die ihm eigentlich am liebsten ist: Die des Saubermanns! “Da wir bei der FIFA die Reformen resolut umsetzen, war mir immer klar, dass es Widerstand geben wird. Vor allem von denjenigen, die nicht mehr schamlos vom System profitieren können”, betonte der Präsident des Fußball-Weltverbandes bereits am Samstag in einem offiziellen Statement und sieht sich als Opfer einer Kampagne einstiger Mitstreiter, die ihre Einflusssphäre verloren haben. Der 48-Jahre alte Jurist aus der Schweiz, der am 5. Juni 2019 seine Wiederwahl anstrebt, reagierte damit auf Enthüllungen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, der von der Enthüllungsplattform Football Leaks umfangreiche Dokumente erhalten und diese mit dem NDR und dem Recherchenetzwerk EIC geteilt hatte.

Hauptvorwürfe gegen Infantino

Zwei der Hauptvorwürfe gegen Infantino: Er soll “heimlich daran mitgewirkt” haben, dass der FIFA-Ethikkodex “in mehreren Punkten aufgeweicht” wurde. Änderungen seien demnach, anders als von der FIFA behauptet, nicht allein von der zuständigen Ethikkommission und von Funktionären aus den Kontinentalverbänden sondern auch von Infantino selbst angestoßen worden. Inzwischen gibt es nicht wenige Insider, die glauben, dass die FIFA unter Infantino vom Regen in die Traufe gekommen sei. Der höchst angesehene deutsche Richter Hans-Joachim Eckert war von Juli 2012 bis Mai 2017 Vorsitzender der Ethik-Kommission. Trotz erfolgreicher Ermittlungen gegen Ex-FIFA-Boss Joseph S. Blatter und den ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini mussten Eckert und sein Schweizer Kollege Cornel Borbely gehen; die Verträge wurde nicht verlängert.

Ethik-Code

Der neue Ethik-Code hatte schon vor geraumer Zeit hohe Wellen geschlagen, denn das Wort Korruption wurde kurzerhand gestrichen. “Aber dadurch beseitigt man die Korruption natürlich nicht”, sagte Eckert in einer ARD-Dokumentation. Außerdem wurden beispielsweise die Verjährungsfristen abgeändert. Eckert: “Die Änderungen tragen die Handschrift des Präsidenten. Die Gewaltentrennung, die es zwischen Präsident und Ethik-Kommission gab, ist ad absurdum geführt worden.”

FIFA: Kein Verstoß gegen Gesetze

Die FIFA legte derweil Wert auf eine Feststellung: “Um Zweifel auszuräumen, müssen wir klarstellen, dass keiner der Berichte irgendetwas enthält, das auch nur annähernd einen Verstoß gegen Gesetze, Statuten oder Regularien bedeutet.” Es handele sich um einen “bewussten Versuch, die FIFA zu diskreditieren”, das Ziel sei offensichtlich: Die neue Führung des Weltverbandes und vor allem Infantino solle “untergraben” werden.

Blatter: “Ausverkauf des Fußballs”

Als Initiatoren der Enthüllungen hat die FIFA frühere Offizielle im Verdacht, die als Folge des Korruptionsskandals unter dem ehemaligen Präsidenten Blatter “entfernt” wurden: “Sie verbreiten falsche Gerüchte, aus Frustration wollen sie der FIFA schaden.” Blatter hatte erst vor Kurzem im Interview mit der Süddeutschen Zeitung Infantinos Pläne über eine Einführung einer globalen Nations League und einer erweiterten Klub-WM für angeblich 25 Milliarden Dollar als “Ausverkauf des Fußballs” bezeichnet. Infantino konnte sich mit seinen Plänen allerdings bislang im FIFA-Council nicht durchsetzen.

Milde Strafen für ManCity und PSG

Und auch die Erweiterung der WM-Endrunde von 32 auf 48 Teams spätestens ab 2026 ist vielen ein Dorn im Auge. Erst kürzlich hatte der aktuelle FIFA-Chef allerdings die Aufblähung der Weltmeisterschaft als Haupteinnahmequelle des Weltverbandes schon 2022 in Katar nicht ausgeschlossen. Infantino: “Wenn es möglich ist – warum nicht?” Laut der Medienenthüllungen soll der Schweizer  noch in seiner Funktion als Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im Jahr 2014 den Großklubs Manchester City und Paris St. Germain zu sehr milden Strafen für ihre Verstöße gegen die Regeln des Financial Fair Play verholfen haben. Infantino soll sich auf die Seite der Vereine geschlagen, sich mehrfach zu “Geheimgesprächen” mit den Klubbossen getroffen und so an Kompromissen gearbeitet haben.
Zur angeblichen Einmischung Infantinos in die Arbeit der Kontrollgremien teilte ein Sprecher mit: “Die UEFA-Verwaltung, und das schließt natürlich den Generalsekretär mit ein, kann dem Gremium je nach Lage des Falles assistieren. Dazu können Diskussionen, Meetings und Hilfe bei der Lösungsfindung gehören. Trotzdem bleibt das Kontrollgremium absolut verantwortlich für seine eigenen Entscheidungen.”

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