Der unbewaffnete Luftpirat, der das türkische Verkehrsflugzeug in seine Gewalt gebracht hatte, ergab sich und ließ alle 107 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder frei. Die italienischen Behörden teilten mit, der Türke habe eine Botschaft an Papst Benedikt XVI. richten wollen. Staatsanwalt Giuseppe Giannuzzi sagte, der Mann habe sich als Christ bezeichnet. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi meldete, der 28-Jährige habe im August einen Brief an den Papst geschrieben. Darin habe er um Hilfe gebeten, um dem Militärdienst zu entgehen.
Der Wehrdienstverweigerer sollte mit der Maschine der Turkish Airlines von der albanischen Hauptstadt Tirana aus nach Istanbul abgeschoben werden. Über griechischem Luftraum brachte er die Maschine unter seine Kontrolle und zwang sie zur Landung im süditalienischen Brindisi.
Zunächst war von zwei Luftpiraten die Rede gewesen. Der Mann sei ins Cockpit vorgedrungen und habe gerufen Wir sind zu zweit, teilten die italienischen Behörden mit. Deshalb sei man zunächst davon ausgegangen, dass es sich um zwei Entführer handle. Der Pilot der Boeing 737-400 setzte über dem griechischen Luftraum einen Notruf ab. Er berichtete, er habe zwei Personen an Bord, die nach Italien wollen, um den Papst zu sehen und ihm eine Botschaft zu überbringen.
Jets der italienischen Luftwaffe eskortierten die Maschine nach Brindisi, wo der Luftpirat aufgab. Er bat um politisches Asyl. Verletzt wurde bei der Entführung niemand. Bei einer Durchsuchung des Flugzeugs wurden keine Waffen gefunden, wie die italienischen Behörden mitteilten.
Italienische Sicherheitsbeamte beschrieben den Entführer nach Medienberichten als nicht aggressiv. Provinzpräsident Michele Errico sagte, der Mann habe einen verängstigten Eindruck gemacht. Beim Verlassen der Maschine soll er sich bei den Passagieren entschuldigt haben.
Türkischen Medienberichten zufolge hatte sich der 28-Jährige im Mai nach Albanien abgesetzt und dort vergeblich um Asyl bemüht. Bei der Landung in Istanbul sollte der Abgeschobene nach Angaben der türkischen Behörden als Fahnenflüchtiger festgenommen werden. Im August hatte sich der Mann in einem Brief an Papst Benedikt XVI. gewandt und ihn um Hilfe gebeten. Darin schrieb er laut türkischen Medien, er wolle als Christ nicht in einer moslemischen Armee dienen. Er habe im Christentum das wahre Leben gefunden.
Nach der Landung in Italien hatte der Mann unter anderem verlangt, eine Botschaft an Benedikt XVI. überbringen zu dürfen. Deshalb war zunächst spekuliert worden, dass der Entführer gegen die jüngsten Islam-Äußerungen des Papstes und einen im November geplanten Türkei-Besuch Benedikts protestieren wolle.
Passagiere gelandet
Die Passagiere des nach Italien entführten türkischen Flugzeugs sind an ihrem eigentlichen Zielort Istanbul eingetroffen. Die Maschine der Fluggesellschaft Turkish Airlines mit 105 Passagieren landete am Mittwoch in der Früh auf dem Atatürk-Flughafen in der türkischen Metropole, wie die Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi meldete. Einer der Passagiere habe sich entschlossen, in Brindisi zu bleiben. Die Passagiere sollten kurz von der Polizei befragt werden. Die meisten Passagiere sind Albaner.
Ein türkischer Luftpirat hatte das in der albanischen Hauptstadt Tirana gestartete Flugzeug am Dienstag im griechischen Luftraum entführt. Vier griechische Jagdflugzeuge geleiteten die Maschine zunächst zur albanischen Grenze, wo sie von zwei italienischen Jagdflugzeugen in Empfang genommen wurde und zur Landung in der südostitalienischen Stadt Brindisi gezwungen wurde.
Laut dem Gouverneur von Istanbul, Muammer Güler, war der Entführer nicht bewaffnet. Es handle sich um den 28-jährigen Hakan Ekinci, dem in der Türkei wegen Desertion Haft drohte. Er sei an einem freien Tag im Mai nicht in seine Kaserne zurückgekehrt und nach Albanien geflohen. Ekinci war den Angaben zufolge vom Islam zum Christentum konvertiert.