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Fluggesellschaften stöhnen über Afrika-Urlauber

Südafrikas beliebteste Touristensouvenirs sind der Albtraum der Fluggesellschaften. Hartnäckig versuchen Passagiere, Holz-Giraffen oder kompakte Flusspferde als Handgepäck an Bord zu schmuggeln.

Mit vehementer Hartnäckigkeit versuchen Passagiere, bis zu zwei Meter lange Holz-Giraffen oder kompakte Flusspferde als Handgepäck an Bord zu schmuggeln.

Solche Dinge gelten als der letzte Schrei, wenn es um Exotik für den häuslichen Hof geht – und lösen Schreie der Verzweiflung aus, wenn es ans Einchecken für den Flug geht. Das Bodenpersonal verdreht die Augen, die Passagiere setzen auf Glück, drohen oder flehen.

Immer wieder branden erregte Diskussionen auf, wenn Urlauber das Schnäppchen vom Flohmarkt nicht hergeben wollen. „Wir erleben das tagaus, tagein in schöner Regelmäßigkeit“, klagt Lufthansas Stationsleiter in Johannesburg, Rolf Pilgram.

Vielfach verweisen die stolzen Giraffenbesitzer auf die Tatsache, dass die Tiere innerhalb der Gewichtsbeschränkung liegen – ohne einzusehen, dass deren Länge für die Kabine eines Flugzeugs doch etwas überdimensioniert sein könnte. Und die mitunter bis zu 20 Kilogramm schweren Holz-Flusspferde werden oft mit schiefer Schulter als leichtes Handgepäck eingecheckt: Die Länge liegt ja innerhalb der Toleranzgrenze.

Pilgram: „Das Schlimmste ist: Die Figuren werden auch in den Duty-free-Geschäften hinter den Check-in-Schaltern zum Kauf angeboten; die Airlines schätzen das gar nicht.“

Meist muss das Bodenpersonal noch vorm Betreten des Flugzeugs aktiv werden. Die Statuen wandern dann ins Frachtabteil. Doch dort lauert weiteres Ungemach: Die zierlichen Beine und Ohren der Giraffen drohen abzubrechen.

Thomas Grunwald kann ein Lied davon singen. Der bei Südafrikas nationaler Fluggesellschaft South African Airways (SAA) für Kundenbeschwerden zuständige Sachbearbeiter bekommt deswegen immer wieder Klagen auf den Tisch. „Danach ist das Geschrei dann groß, und wir haben die unangenehme Pflicht, die stolzen Besitzer über die traurige Realität aufzuklären.“

Denn sofern die keine besondere Versicherung für die langbeinigen Grazien abgeschlossen haben, gibt es keinen Anspruch auf Entschädigung. Und die lohnt sich kaum angesichts des Wertes der Figuren, für die zum Leidwesen von Umweltschützern zwischen Kamerun und dem Kap-Staat auch zahlreiche Edelholzbäume gefällt werden. Die meist von Einwanderern aus Sambia, Simbabwe oder dem Kongo verkauften Masken und Statuen gehören in die Kategorie so genannter Airport-Kunst und werden für den Souvenirhandel in Serie gefertigt.

Die redegewandten Händler verstehen es meist problemlos, Transportbedenken der Käufer vom Tisch zu wischen. Das Erwachen setzt dann oft beim Check-in-Schalter ein. Doch viele Airlines versuchen, kulant zu sein. Etliche Souvenirs reisen – oft inklusive Holzwurm – als Sperrgepäck mit nach Europa.

„Wenn sich an den Sperrgepäck-Bändern im Airport Frankfurt wieder ein Dutzend Giraffen staut, feixen die Arbeiter, dass wieder eine SAA-Maschine aus Südafrika gelandet ist“, sagt SAA-Mitarbeiterin Anke Jobs, die selbst schon eine Holzgiraffe mit in die Kabine geschmuggelt hat. Doch das war noch zu Zeiten, als in den Fliegern nach Südafrika häufiger Leere herrschte – und die sind längst vorbei.

Die Routen zum oder vom Kap gehören zu den am besten ausgelasteten der Welt. Die Konsequenz: Fast alle Flugzeuge sind ausgebucht.

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