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Flüchtlinge: Nur Wien erfüllt Unterbringungs-Quote

Wien nimmt gut 4.700 Flüchtlinge mehr auf als es müsste - genau so viel, wie die anderen Bundesländer zu wenig aufnehmen.
Wien nimmt gut 4.700 Flüchtlinge mehr auf als es müsste - genau so viel, wie die anderen Bundesländer zu wenig aufnehmen. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Immer mehr Flüchtlinge kommen in den letzten Monaten nach Österreich und in den Bundesländern werden die Unterkünfte knapp. Doch bis auf Wien erfüllt kein Bundesland die selbst auferlegte Quote. Und die Hauptstadt will keine weiteren Asylwerber mehr aufnehmen.
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Im Zuge des zunehmenden Migrationsdrucks flammt wieder die Debatte um die Unterbringung von Asylwerbern auf. Niederösterreichs Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) verkündete am Mittwoch, dass die Quartiere in Niederösterreich schon voll seien. "Wir haben nicht mehr viel Spielraum. Das heißt, von den bestehenden Kapazitäten haben wir noch 200 Plätze frei und dann sind wir voll." Die der APA vorliegende Quotenstatistik zur Grundversorgung vom Mittwoch besagt etwas anderes.

Wien erfüllt Quote als einziges Bundesland

Wien ist wie meist das einzige Bundesland, das seine Quote nicht nur erfüllt, sondern auch überfüllt. Die Bundeshauptstadt versorgt 10.600 Asylwerber, subsidiär Schutzbedürftige und sonstige Fremde. Das sind um 4.700 Personen mehr, als die Quote vorgeben würde und entspricht einer Übererfüllung der Quote von fast 180 Prozent. Niederösterreich versorgt 2.600 Personen und damit um 1.100 weniger als es müsste. Die Quote wird nur zu knapp 70 Prozent erfüllt. Das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ist in diesen Zahlen nicht enthalten, weil es sich um Einrichtung des Bundes handelt. Dort sind derzeit rund 1.500 Asylwerber untergebracht.

Vorarlberg versorgt 400 Menschen zu wenig

An zweiter Stelle bei der Quotenerfüllung liegt derzeit Kärnten mit 92 Prozent bzw. knapp 1.200 Personen. Am säumigsten ist Vorarlberg mit einer Quotenerfüllung von nur 66 Prozent. Das Ländle versorgt 800 Menschen, müsste aber laut Quote 1.200 versorgen. Oberösterreich erfüllt mit 3.000 Unterbringungen die Quote zu 75 Prozent, die Steiermark (2.700) zu 76 Prozent, Tirol (1.800) zu 77 Prozent, Salzburg (1.200) zu 86 Prozent und das Burgenland (730) zu knapp 84 Prozent.

NGOs fordern Erhöhung der Tagsätze

Die Tagsätze in der Flüchtlingsbetreuung sind seit Jahren unverändert und nicht valorisiert, die letzte Anpassung war 2016. Alle Länder - bis auf Niederösterreich - und NGOs fordern deshalb dringend eine Erhöhung der Tagsätze, aktuell liegen sie bei 21 Euro für Erwachsene und 95 für unbegleitete Minderjährige.

NÖ, Kärnten und Wien wollen keine Asylwerber mehr aufnehmen

Niederösterreich hat vergangene Woche angekündigt, keine Asylwerber mehr aufnehmen zu wollen. Auch Kärnten und Wien wollen keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. Der zuständige Wiener Stadtrat Peter Hacker von der SPÖ sagte am Mittwoch gegenüber dem ORF, der Bund müsse für eine "gerechte Verteilung" sorgen. "Kein Bundesland kann das Problem lösen."

Auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) versicherte am Donnerstagnachmittag am Rande einer Pressekonferenz: "Wir haben in dieser Frage alle unsere Möglichkeiten eingesetzt. Von daher ist der Bund gefordert, der auch die Kompetenz in diesem Bereich hat, entsprechende Maßnahmen auch in Koordination mit anderen Bundesländern zu treffen."

(APA/red)

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