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Flöttl sprach von "geringem Risiko"

Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner erklärte heute bei seiner Einvernahme, dass Wolfgang Flöttl immer von einem "geringen Risiko" seiner Geschäfte gesprochen habe.

„Wir haben von Flöttl zu allen Zeiten gehört, dass auf Grund der Risikostreuung ein geringes Risiko vorhanden ist“. Jetzt höre er von Flöttl zum ersten Mal, dass dieser das Risiko höher darstelle. Durch die Überdeckung des Kapitals sei das Risiko für die Bank sehr gering gewesen, beteuerte Elsner. Auch sein Vorgänger, Generaldirektor Walter Flöttl, sei überzeugt gewesen, „Mein Sohn wird mich nicht betrügen“.

Angesprochen auf schon 1994 geäußerte Bedenken wegen des Risikos derartiger Geschäfte wies Elsner dies zurück. Lediglich der deutsche Universitätsprofessor Ekkehard Wenger habe in der Club 2-Diskussion von großem Risiko gesprochen, aber dieser habe sein ganzes Wissen nur aus Zeitungsberichten bezogen.

Elsner verwies auch auf den guten Ruf der Familie Flöttl, einer sozialdemokratischen Familie mit großer Gewerkschaftstradition: „Es war keineswegs zu erwarten, dass aus diesem Eck Flöttl irgendwelche Handlungen setzt, die der Gewerkschaft, der Gewerkschaftsbank, Schaden zufügen“. Laut Elsner hat sich auch der Eigentümer ÖGB eine Dividende erwartet, „das ist auch kein Vorwurf an die Gewerkschaft“. Er wollte die hohen Renditen der BAWAG weiter halten, die Geschäftspolitik für die arbeitende Bevölkerung erhalten – durch niedrige Kredit- und hohe Sparzinsen. „Man hat als Bankmanager auf die Ertragslage des Unternehmens zu achten“.

Flöttl jun. selber habe zunächst keine neuen Geschäfte mit der BAWAG gewollt, „er wollte sich den Wirbel von damals ersparen“, schilderte Elsner. Er habe diesem aber versichert, dass er Bankenaufsicht und Aufsichtsrat informieren und die Auflagen des Finanzministeriums einhalten werde. In einem ORF-Radiointerview habe er 1995 die Wiederaufnahme der Flöttl-Geschäfte angekündigt. „Wir haben es nicht im Geheimen aufgenommen“.

Elsner betonte auch, er habe sich damals über die Vermögensverhältnisse von Flöttl informiert, dessen Vermögen in Presseberichten auf eine Mrd. Dollar (723 Mio. Euro) geschätzt worden sei. Flöttl habe ihm auch eine amerikanische Einkommenssteuererklärung über etwa 80, 100 Mio. Dollar in einem Jahr gezeigt sowie Fotos seiner Kunstsammlung mit Bildern von Picasso, Monet und Manet. „Wenn Ihnen jemand ein Foto von seiner Yacht zeigt, vielleicht ist sie nur geleast“, warf die Richterin ein. Flöttl sei aber der wirtschaftliche Eigentümer gewesen, betonte Elsner.

Die Wiederaufnahme der Karibik-Geschäfte war 1995 einstimmig vom BAWAG-Vorstand beschlossen worden, und zwar von Elsner, Johann Zwettler, Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker. „Wir werden diesen mit äußerst geringem Risiko behafteten Geschäftszweig der Fremdwährungsspekulationen wieder aufnehmen“, zitierte die Richterin aus dem Vorstandsprotokoll. Im Zuge einer „Selbstbindung“ habe er diese Entscheidung auch dem Aufsichtsrat vorgelegt, obwohl die Causa nicht aufsichtsratspflichtig gewesen wäre, betonte Elsner. Diese Selbstbindung sei er wegen des „Wirbels“ um die ersten Flöttl-Geschäfte eingegangen.

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