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Flöttl für BIF "Kreditadministration"

©APA
Die BAWAG-Millionen für Wolfgang Flöttls Sondergeschäfte sind regelmäßig über die irische BAWAG-Tochter, die BAWAG International Finance (BIF) mit Sitz in Dublin geflossen.

Für den Geschäftsführer der BIF, Herbert Taucher, waren die Geschäfte mit Flöttl offenbar lediglich eine Weiterleitung von Geldern von Wien über Irland in die Karibik. „Das war für uns kein großes Thema“, sagte Taucher heute, Montag, bei seiner Zeugeneinvernahme im BAWAG-Prozess. „Für mich war das Ganze eine Kreditadministration“.

Taucher, seit 1989 bis heute bei der BAWAG angestellt, war vom ersten Tag an bei der 1990 gegründeten BAWAG International Finance in Dublin dabei. Zweck der irischen BAWAG-Tochter sei die Nutzung des Steuervorteils, den der irische Staat für Finanzfirmen innerhalb der EU angeboten habe, erläuterte Taucher heute vor dem Schöffengericht. Sowohl die Karibik 1-Geschäfte als auch die Karibik 2-Geschäfte (ab 1995) der BAWAG mit Flöttl wurden über die BIF abgewickelt. Als seine Hauptkontaktpersonen in der BAWAG für die Sondergeschäfte nannte Taucher die zuständigen Sachbearbeiter in der Abteilung Beteiligungen in Wien, Peter Nakowitz (Ex-BAWAG-Generalsekretär, Ex-BAWAG-Vorstand und heute einer der neun Angeklagten) und Renate Zartler-Schwob.

Die Sondergeschäfte waren aus Sicht der BIF laut Taucher „Kredite an Firmen“, die Refinanzierung dieser Kredite fand durch die BAWAG in Wien statt. Auch die Kreditentscheidungen wurden in Wien getroffen, betonte Taucher. Bei der BIF in Dublin hätte man dafür auch keine Kapazitäten gehabt, denn die Firma bestehe aus einem Buchhalter, einer Sekretärin und ihm selber, erläuterte Taucher – „ein Zwei-Mann-Betrieb“. Also habe er Kredite an jene Firmen gewährt, die ihm von Wien aus mitgeteilt worden waren. Bei den ab 1995 durchgeführten Karibik 2-Geschäften waren dies etwa Flöttls Financial Arbitrage, Narrow Investment sowie die Stiftungen in Liechtenstein. „Uns in der BIF war nicht bewusst, was dort geschieht“, unterstrich der BIF-Geschäftsführer.

Der Umfang der Sondergeschäfte habe etwa ein Drittel des gesamten Geschäftsvolumens der BIF betragen. Seinen eigenen Aufgabenbereich bei der BIF beschrieb Taucher, der sein Gehalt mit rund 9.000 Euro brutto angab, als Suche nach neuen Kredit- bzw. Wertpapiergeschäften für die BAWAG. Trotz des großen Umfangs der Sondergeschäfte könne er über die Bonität der Firmen, an die die Kredite gewährt wurden, nichts sagen, da die Bonitätsprüfungen im Zuge der Kreditentscheidungen in Wien gemacht worden seien. Angesichts dieser Schilderungen äußerte Staatsanwalt Georg Krakow seinen Eindruck, dass die BIF anscheinend eine Fachabteilung der BAWAG war, die faktisch in die Organisation der Bank eingebunden war wie die anderen Abteilungen auch.

Dass es nach dem ersten großen Verlust durch Flöttl im Jahr 1998 lediglich zu einer Umschichtung der Gelder gekommen war, hat Taucher laut eigener Aussage nicht gewusst, aber möglicherweise vermutet. Zwar seien die Beträge der neuen Kredite anders gewesen, aber „Man überlegt sich das, ich war nicht sicher“, meinte der BIF-Geschäftsführer als Zeuge vor Gericht.

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