Von 1956 bis 1989 war Karajan die alleine prägende Figur der Salzburger Festspiele. In den Jahren 1990 bis 2001 hat Intendant Gerard Mortier die Festspiele entstaubt und erneuert. Sein Nachfolger Peter Ruzicka (2002-2006) hob österreichische Exil-Komponisten ins Programm und präsentierte das Projekt “Mozart 22”.
Dem hat Flimm, der 2007 Intendant wurde, weder personell noch ästhetisch viel entgegenzusetzen. Riccardo Muti wurde zum zentralen Operndirigenten. Eine Vielzahl von wenig inspirierten Produktionen sowohl im Sommer als auch bei den Pfingstfestspielen gehen auf sein Konto. Kein Stern geht auf im Salzburg der Flimm-Jahre, weder bei den Sängern noch bei den Regisseuren, und die besonders gelungenen Opernproduktionen lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen.
Flimm war 2007 nicht nur Festspiel-Intendant in Salzburg, sondern zugleich Chef der Ruhr-Triennale. Diese Halbherzigkeit schien sich durchzuziehen und gipfelte im trotzig wirkenden, um ein Jahr verfrühten Ausstieg aus dem Vertrag in Salzburg. 2010 wollte Flimm bereits seine neue Wirkungsstätte, die Deutsche Oper Berlin, beraten und wies darauf hin, dass er im Sommer 2010 in Salzburg ohnehin nur “spazieren gehen” würde. Dies akzeptierte das Kuratorium der Festspiele aber nicht.
Flimms Verdienst ist zweifellos die Verbreitung einer im Vergleich zu Ruzickas Festspielen lockeren Stimmung. Die rheinisch-deutsche Unverkrampftheit des Intendanten dürfte zu einem Flair der Berührbarkeit beigetragen haben. Streitigkeiten mit Mitarbeitern sowie unklare Personalpolitik durchziehen dennoch die Flimm-Jahre. Und auch in seiner gesellschaftspolitischen Positionierung wird er in Salzburg keine Spuren hinterlassen.
Fazit: Nach vier Jahren Intendanz Jürgen Flimm stehen die Festspiele in der öffentlichen Wahrnehmung alles andere als souverän in der Festival-Landschaft. Es sind vor allem die von Publikum und Fachpresse durchwegs hervorragend angenommenen Konzertprogramme von Konzertchef Markus Hinterhäuser, mit denen Salzburg überregional reüssiert.