AA

Fleißiger Trafikräuber

Sieben Jahre Haft bekam der 19-Jährige Attilla E. für sechs Überfälle auf Trafiken. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ein sehr junger Räuber erzählte heute, Montag im Wiener Landesgericht aus seinem Leben. Attilla E. hatte zuletzt die Nächte in einem Schlafsack in Parkanlagen zugebracht. Davor war seine Kurzzeit-Ehe in die Brüche gegangen: “Ich habe gedacht, ich liebe sie. Da habe ich mir gedacht, ich heirate sie und bin normal. Da hat sie mich verlassen, weil ich kein Geld gehabt habe.” Seine Familie will nichts mehr von ihm wissen: “Das ist so bei Türken. Wenn man Mist baut, kennt dich niemand mehr.” Und “Mist” habe er schon sehr früh gebaut: “Ich war schon schlimm, wo ich noch jung war”, beichtete der 19-Jährige. Er wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Sechs Trafiken in Meidling, Margareten und Fünfhaus hat Attilla E. vom 4. bis zum 28. Juni überfallen. “Ich gebe alles zu. Ich habe das Geld gebraucht, wegen den Schulden und der Drogen”, verriet er dem Schwurgericht. Am Anfang stand jedoch ein Handtaschen-Raub, begangen an einer 90-jährigen Frau, die auf dem Weg zum Meidlinger Friedhof war. “Eine durchaus etwas betagte Dame! Was da passieren hätte können! Erst gestern ist bei uns in der Brigittenau Eine so überfallen worden. Die hat sich den Arm gebrochen”, empörte sich der Richter.

Mit dem Geldbörsen-Inhalt kaufte sich Attilla E. eine Gaspistole. “Ich bin dann einfach spazieren gegangen und in solche Trafiken gegangen, wo mein Herz Ja gesagt hat”, offenbarte er. Sein Herz meldete sich immer dann zu Wort, wenn er sich Frauen gegenüber sah. „Die Männer sind klüger, die erkennen nämlich eine Gaspistole“, wußte der 19-Jährige. Tatsächlich fürchteten sich seine Opfer sehr, eine Angestellte bedurfte nach dem überstandenen Coup sogar ärztlicher Hilfe, so hatte sie sich erschreckt. “Ich wollte ja auch keine Jüngeren, weil die sind schlau und wehren sich und hauen einem auf den Kopf”, gab der Bursche zu.

Die Gesamtbeute soll sich auf rund 50.000 Schilling belaufen haben. Als der Täter eine Trafik ein zweites Mal beehrte, war die Polizei rasch zur Stelle und konnte ihn im Zug einer Großfahndung festnehmen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der 19-Jährige war mit dem Spruch einverstanden, die Vertreterin der Anklagebehörde wollte aber noch über eine allfällige Berufung gegen die Strafhöhe nachdenken. (4.10.99)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Fleißiger Trafikräuber
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.