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"Fleishman is in Trouble" bei Disney+: Kritik und Trailer

Die Jugend ist unwiederbringlich, und es gibt keine Garantie dafür, dass wir zufrieden sein werden, wenn wir es "geschafft" haben. Was als Satire der modernen Datingkultur beginnt, verwandelt sich in "Fleishman is in Trouble" über acht Episoden hinweg in eine tief bewegende, messerscharfe Erforschung des Alterns, der Identität, der Liebe und des (nicht gelebten) Lebens. Abrufbar ist die neue Serie bei Disney+.

In einer Szene erklärt der titelgebende Hepatologe seinen Kollegen, warum er so fasziniert von der Leber ist. "Sie ist voller Vergebung", sagt er: "Sie vergibt dir nicht nur; sie vergisst praktisch." Er ist ein erfolgreicher Arzt, aber das bedeutet nicht, dass er wie das menschliche Organ, das er so liebt, gut darin ist zu vergessen.

"Fleishman is in Trouble" auf Disney+: Kurzinhalt der Serie

Die Serie beginnt damit, dass Toby Fleishman (Jesse Eisenberg) eines Morgens in seiner neuen New Yorker Wohnung aufwacht und feststellen muss, dass seine Ex-Frau Rachel (Clare Danes) ihre beiden Kinder stillschweigend bei ihm abgegeben hat. Und dann verschwindet sie spurlos. Hat sie ihre Kinder einfach verlassen? Die Wahrheit ist komplizierter.

Aus Tagen werden Wochen, und während wir wie Detektive überall Hinweise für das Rätsel um Rachels Verschwinden suchen, taucht Toby in die neue, überbordende Welt des Tinder-Datings ein, versucht Job und Kinder unter einen Hut zu bringen und verbringt Zeit mit seinen alten Freunden Libby und Seth (Lizzy Caplan aus "Masters Of Sex" und Adam Brody aus "O.C. California"), die sich so wie auch er fragen, ob sie vielleicht die falschen Entscheidungen auf ihren Wegen getroffen haben.

Am Anfang sehen die Dinge in Tobys Rückblenden ziemlich unzweideutig aus. Seine Ex-Frau ist keine gute Mutter und kümmert sich nur um ihre Karriere als Broadway-Agentin. Aber Folge für Folge wird ein Vorhang weggezogen, und was als witzige, ironische Serie über einen alleinerziehenden, neurotischen New Yorker Singlemann in der Tradition von Woody Allen beginnt, wird zu einer tiefgreifenden Serie über die Frauen in seinem Leben.

"Fleishman is in Trouble" auf Disney+: Die Kritik

Libby ist diejenige, die uns die Geschichte erzählt. Es ist ihre Stimme, die wir von Anfang an hören. Das ist der absichtliche Kunstgriff dieser Serie, dass, während Libby Tobys Geschichte erzählt, sie anfängt, über ihre eigene nachzudenken. Als Hausfrau und Mutter in New Jersey ist sie ein verzerrtes Spiegelbild von Rachel: eine Frau ohne Karriere, die eines Tages aufwacht und sich fragt, wo all die Aufregung in ihrem Leben hin verschwunden ist.

Libby ist die fiktive Version der Journalistin Taffy Brodesser-Akner. Die Amerikanerin hat ihren eigenen Debütroman mit Hilfe von etablierten Indieregisseuren wie Valerie Faris & Jonathan Dayton ("Little Miss Sunshine") fachmännisch in diesen Achtteiler umgewandelt. Lizzy Caplan ist wunderbar in der Rolle, besonders wenn sie kleine Wahrheiten über das Leben murmelt. "Erinnerst du dich, als Facebook herauskam und du nach jeder einzelnen Person gesucht hast, die du kanntest? Nur um herauszufinden, dass sie die gleichen einfachen Erwachsenen wie ihre Eltern geworden sind?", sagt sie traurig an einer Stelle zu Toby.

Es liegt natürlich eine gewisse Ironie darin, dass sie es ausgerechnet zu Jesse Eisenberg sagt, dem Schauspieler, der in David Finchers 2010er "The Social Network" den Facebook-Gründer höchstpersönlich gespielt hat. Der Darsteller porträtiert auch hier wieder einen Außenseiter, der gleichzeitig verunsichert und arrogant ist. Unterdessen darf Clare Danes nach ihrer Hitserie "Homeland" noch einmal ihre Wut- und Weinmuskeln spielen lassen und geht zur Schreitherapie.

Obwohl die Geschichte fest in der sehr eigenen Seifenblase der reichen Upper East Side von Manhattan verwurzelt ist, versteht die Serie eine universelle Wahrheit: Es gibt Fragen nach den Vielleichts im Leben, die eine Person nicht stellen sollte, weil sie unbeantwortbar sind. Und in "Fleishman is in Trouble" geht es um Menschen, die diese schwierigen Fragen trotzdem stellen, darüber wer wir sind, gewesen sein könnten, nicht akzeptieren können, dass wir geworden sind oder niemals sein können.

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(APA/Red)

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